ERFOLG IN DER SCHULE: Disziplin ist wichtiger als Grips
Ithaca (rpo). Zeitgenossen mit mittelprächtigen Zeugnissen haben es wohl längst
geahnt: Für eine erfolgreiche Schulzeit ist ein hohes Maß an Selbstkontrolle
offenbar deutlich entscheidender als ein hoher Intelligenzquotient.
Zu diesem Ergebnis kamen zwei amerikanische Psychologen, die in zwei Studien
mehr als 300 Jugendliche beobachtet hatten. Ihr Urteil dürfte die Studienräte
im Lande freuen: Disziplin ist alles.
Je weniger impulsiv die 13- bis 14-Jährigen nach Berichten ihrer Eltern und
Lehrer sowie nach den Ergebnissen einiger psychologischer Tests waren, desto
besser schnitten sie im nächsten Halbjahr in der Schule ab. Über ihre
Ergebnisse berichten Angela Duckworth und Martin Seligman von der Universität
von Pennsylvania in Philadelphia in der Fachzeitschrift "Psychological
Science" (Dezember-Ausgabe).
In ihrem ersten Test ließen die Wissenschaftler Eltern und Lehrer von 140
Schülern Fragebögen ausfüllen, in denen sie die Fähigkeit zur Selbstdisziplin
bei den Kindern beurteilen sollten. Abgefragt wurde beispielsweise, wie gut die
Kinder in der Lage waren, Regeln zu befolgen, impulsive Reaktionen zu
unterdrücken oder ihr Verhalten anzupassen. Auch die Schüler selbst sollten
Fragen beantworten wie: "Wie viel Fernsehen schaust Du täglich?" oder
"Wann beginnst Du mit den Hausaufgaben?". In einem weiteren Versuch
testeten die Psychologen außerdem, wie geduldig die Kinder waren und ob sie
bereit waren, auf eine Belohnung zu warten.
Als die Forscher die Ergebnisse dieser Tests mit den schulischen Leistungen der
Kinder ein halbes Jahr später verglichen, fanden sie einen deutlichen Einfluss
der Selbstdisziplin auf das Abschneiden der Kinder: Die Schüler mit der
besseren Selbstkontrolle hatten nicht nur im Durchschnitt bessere Noten,
sondern fehlten auch seltener und schafften es, ihre Leistungen im Lauf des
Jahres stärker zu verbessern.
Um diesen Zusammenhang mit dem Einfluss des Intelligenzquotienten auf die
schulische Leistung der Kinder zu vergleichen, wiederholten die Forscher die
Testreihe mit weiteren 164 Schülern und ergänzten sie durch verschiedene
IQ-Tests. Das Ergebnis: Die Intelligenz hatte zwar einen Einfluss auf das
Abschneiden der Kinder, doch der war nur etwa halb so groß wie der Einfluss der
Selbstdisziplin.
Besonders in der heutigen Zeit, in der Kinder immer alles sofort haben wollen -
und meistens auch bekommen -, lernten die meisten einfach nicht mehr, sich zu
beherrschen, schreiben die Forscher. Und genau dieses Phänomen stehe den
Ergebnissen nach dem schulischen Erfolg entgegen. Anstatt also die Qualität der
Lehrer oder die der Schulbücher infrage zu stellen, sollte mehr Wert auf eine
verbesserte Selbstdisziplin gelegt werden, so ihre Forderung.
Quelle: RP-Online
http://www.rp-online.de