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Elternbrief Nr. 16

(03/08)

 

 

 

Das Ende eines Mythos: 

 

'Lesen durch Schreiben' und die Methode Sommer-Stumpenhorst -

 

die unsauberen Studien zur Methode Sommer-Stumpenhorst

 

 

 

 

'Lesen durch Schreiben' und die Methode Sommer-Stumpenhorst

Die diversen Untersuchungen  zur Methode Sommer-Stumpenhorst

 

 

 

1. 

 

 

 'WHO is WHO?' 

- zur Erleichterung des Lesens -

 


 



Deimel, Wolfgang

Dipl. Psychologe, bis 2002 Tätigkeit an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Klinikums der Philipps-Universität Marburg/Hessen// Mitarbeiter von Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne, Autor und Co-Autor (von Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne)  zahlreicher wissenschaftlicher Schriften//Lt. Auskunft der Universität Marburg sind  sein Dienstort sowie sein Tätigkeitsbereich seit 2002, dem Jahr des Beginns der 'Marburger Studie',  unbekannt.  

 

Falb, Heinrich

Dipl. Psychologe, Schulpsychologe, Schulpsychologischer Dezernent im KM Hessen, seit Januar 2005 im Ruhestand// Mitglied des Leitungsteams der Marburger Studie als Projektleiter (bis 2005)//Er verantwortete somit auch die Berufung des Dipl. Psychologen W. Deimel in das Evaluationsteam der Marburger Studie.

Falb veranlasste die später unter dem Namen 'Marburger Studie' bekannt gewordene Untersuchung (2oo2 bis 2004/verlängert bis 2006),  in der ursprünglich nur die Effektivität der „Rechtschreibwerkstatt“ nachgewiesen werden sollte. Erst Lehrer vor Ort setzten seinerzeit durch, dass - neben der Kontrollgruppe - eine zweite Untersuchungsgruppe - mit dem Fibellehrgang „LolliPop“ -  in den Modellversuch aufgenommen wurde. 

Herr Falb leitete das Projekt bis zu seiner Pensionierung im Januar 2005; seitdem wurde das Projekt von dem Dipl. Psychologen Kühne , Schulpsychologe am Staatlichen Schulamt für den Schwalm-Eder Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg/Hessen, in dessen Sinne fortgeführt.
Glowalla, Gudrun

Dipl. Psychologin, Dr rer. nat.,  Ehefrau von Prof. Glowalla, amtsgerichtlich eingetragene Geschäftsführerin der 'Lerndesign GmbH'//Prof. Glowalla arbeitet gem. seiner eigenen Aussage eng mit der 'Lerndesign GmbH' zusammen. Die 'Lerndesign GmbH' entwickelt schon seit langem ihre Materialien für die Rechtschreibwerkstatt von Sommer-Stumpenhorst, die über Sommer-Stumpenhorsts Collishop vertrieben werden.

Glowalla, Ulrich

Prof. Dr. rer. nat., Naturwissenschaftler (!), arbeitet eng mit der 'Lerndesign GmbH' zusammen. In 2004, schon wenige Wochen nach Beginn der ILSU-Studie zur Wirksamkeit der 'Rechtschreibwerkstatt' Sommer-Stumpenhorsts , behaup-tete er öffentlich, dass diese auf 4 Jahre angelegte Studie zu positiven Ergebnissen für das Konzept Sommer-Stumpenhorst führt: "Ein Kind, das das Programm durcharbeitet, wird keine Probleme mehr in der Rechtschreibung haben." In seinen Seminaren stellte Glowalla bereits vorab die 'Rechtschreibwerkstatt als ein "bewährtes Konzept zum Erwerb von Rechtschreib-kompetenz" vor.  

Gödde, Thomas

Dipl. Psychologe, Schulpsychologe in Meschede.  

Über Jahre hinweg regelmäßige Organisation und Leitung von Einführungs- und Fortbildungsveranstaltungen zur 'Methode Sommer-Stumpenhorst' im Kreishaus des Hochsauerland- Kreises in Meschede . 

Darüber hinaus Tätigkeit  im Forum von Sommer-Stumpenhorsts „Rechtschreibwerkstatt“ - unter dem Namen „Tommy43“ -  als Berater, auch als Anbieter von Fort- bildungsveranstaltungen für die Arbeit mit den Materialien der Unternehmensgruppe rund um Norbert Sommer-Stumpenhorst//entwickelte zur Veranschaulichung der 'Methode Sommer-Stumpenhorst' für die Homepage der Rechtschreibwerkstatt PDF-Scripte (s. dazu unter 'Nachrichten': 'Suspekte "Studie" zur Methode Sommer - Stumpenhorst')//präsentiert auf der Homepage der 'Regionale Schulberatungsstelle für den Hochsauerlandkreis'  - Stand 29.08.2007 - zum Thema Rechtschreibunterricht eine 'Foliensammlung zum Thema Rechtschreibunterricht  nach dem Konzept von Norbert Sommer-Stumpenhorst (Aktualisierte Fassung Frühjahr 2007 inklusive Leistungsbewertung 7,8 MB'/------------------------------ (www.)schulberatung-hsk.de/Material/material.html - Stand 01.09.2007/

Im Jahre 2006 führte Gödde in zwei ausgewählten Klassen mit insgesamt 40 Schülern (eine Klasse im Ruhrgebiet, eine Klasse im Rheinland)  eine eigene Untersuchung zur Wirksamkeit der 'Methode Sommer-Stumpenhorst' durch und stellte der Öffentlichkeit die Ergebnisse daraus als den Beweis für den Erfolg des Unterrichts mit der 'Rechtschreibwerkstatt' vor.

 

Görlich, Sascha   Dipl. Psychologe, bis Ende 2005 Professor Glowallas engster Mitarbeiter (Universität Gießen/Hessen),u. a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der lt. Frankfurter Rundschau vom 09.07.2005 "zweifelhaften" Lesestudie ILSU, deren Ziel es war:  "In dem Modellprojekt des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Gießen und den Vogelsbergkreis soll erprobt werden, inwieweit es durch das stark binnendifferenzierende Konzept der Recht-schreibwerkstatt von Dipl.-Psych. Norbert Sommer-Stumpenhorst gelingt, bei den Schülerinnen und Schülern ein so hohes Maß an Schriftsprachkompetenz zu entwickeln, dass im Vergleich zu Klassen mit herkömmlichem Unterricht deutlich weniger oder gar keine Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten mehr auftreten."
Görlich arbeitete seinerzeit aber nicht nur als  wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Gießen an Glowallas Studie mit. Gleichzeitig bildete er auch für Sommer-Stumpenhorst die Moderatoren für die Verbreitung  der "Rechtschreibwerkstatt" aus. Er arbeitete zudem als Moderator für Sommer-Stumpenhorsts Homepage  sowohl im „Offenen Forum“ als auch im „Geschlossenen Forum“ - unter dem Namen „Sascha“. Er war im Sommer-Stumpenhorst -„Forum“ Ansprechpartner und Berater, wenn die von der Lerndesign GmbH entwickelten und über den Sommer-Stumpenhorst-Verlag / Collishop vertriebenen Materialien Probleme bereiteten. Darüber hinaus war er als  Software-Entwickler für die 'Lerndesign GmbH' tätig , die für Sommer-Stumpenhorsts Firma Materialien zum E-Learning entwickelt. Kurz nach dem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 09.07.2005 (s. unter 'Presseberichte!) berief Sommer-Stumpenhorst den wissenschaftlichen Mitarbeiter  bei der ILSU-Studie zur Rechtschreibwerkstatt  (unter Prof. Glowalla, Universität Gießen), Görlich also,  zum Geschäftsführer der 'Graf Orthos Recht-schreibwerkstatt-Beteiligungs-GmbH'. (Dazu Elternbrief  Nr. 2 und Anlagen zu Elternbrief Nr. 2)/Görlich führte zusammen mit der Dipl.- Psychologin Gudrun Scholten-Theuerzeit eine Untersuchung der  Trainingssoftware „Graf Orthos Laut-Buchstaben-Sortier-maschine“ (Sommer-Stumpenhorst/Lerndesign GmbH) durch.
Grebe, Carmen Dipl. Psychologin, Schulpsychologin (Staatliches Schulamt für den Schwalm-Eder Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg/Hessen), Mitglied des Leitungsteams der Marburger Studie
Hoefer, Regine

Dipl. Psychologin, Doktorandin an der Universität Dortmund,  möchte mit Hilfe einer Studie die "Wirksamkeit des Rechtschreiblernkonzepts belegen" (gemeint ist die 'Rechtschreibwerkstatt von  Sommer-Stumpenhorst)

Krämer, Anne

Lehrerin in Melsungen (Hessen), Tätigkeit als Moderatorin für Sommer-Stumpenhorst, nach Sommer-Stumpenhorst die eifrigste Mitarbeiterin im Forum der 'Rechtschreibwerkstatt' 

Beim Auswertungsverfahren der Marburger Studie bearbeitete Anne Krämer rechtschreibwerkstattspezifische Aufgabenstellungen.

 Kühne, Peter  

Dipl. Psychologe, Schulpsychologe (Staatliches Schulamt für den Schwalm-Eder Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg/Hessen)//Mitglied des Leitungsteams der Marburger Studie als Projektleiter//Kühne führte das Projekt Falbs nach dessen Pensionierung im Januar 2005 in seinem Sinne zu Ende. Als Projektleiter berief er für den letzten Teil der Marburger Studie den Diplom-Psychologen W. Deimel in das Evaluationsteam der Marburger Studie und wies der Lehrerin und Sommer-Stumpenhorst-Moderatorin Anne Krämer und Sommer-Stumpenhorst selber beim Auswertungsverfahren der Marburger Studie  recht-schreibwerkstattspezifische Aufgabenstellungen zu.

Opper-Fiedler, Uta

Schulfachliche Dezernentin im KM Hessen, Mitglied des Leitungsteams der Marburger Studie

Scholten-Theuerzeit, Gudrun  Dipl. Psychologin, führte zusammen mit Sascha Görlich eine Untersuchung der  Trainingssoftware „Graf Orthos Laut-Buchstaben-Sortiermaschine“ (Sommer-Stumpen-horst/Lerndesign GmbH) durch
Schulte-Körne, Gerd  

Prof. Dr., seit August 2006 Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie - Ludwig-Maximilians-Universität München//war mit der wissenschaftlichen Begleitung der Marburger Studie betraut

Sommer-Stumpenhorst, Norbert 

Dipl. Psychologe, beamteter Schulpsychologe in Warendorf, Autor von Lehr- und Lernmitteln 

Die Unternehmensgruppe rund um die 'Rechtschreib- werkstatt' von Norbert Sommer-Stumpenhorst (Produktion von Lehr- und Lernmitteln, Vertrieb von Lehr- und Lernmitteln) - Stand 2006 - :

Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt - Beteiligungs - GmbH [Münster, HRA 7737, Gesellschafter: Norbert Sommer-Stumpenhorst, Beckum; Sascha Görlich, Gießen]

Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt GmbH & Co. KG [ Münster HRB 10626, Kommanditisten: Norbert Sommer-Stumpenhorst, Beckum; Sascha Görlich, Gießen],

Rechtschreibwerkstatt GbR [Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts erfordert keine Eintragung im Handelsregister],  

Zusammenarbeit mit der Firma Lerndesign GmbH (E- Learning: Wirksam lernen mit neuen Medien), Vertrieb der Rechtschreibwerstatt-Produkte der Firma Lerndesign GmbH über den Collishop - zu 'Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt GmbH & Co. KG' gehörig-)  

Möglicherweise hat es inzwischen eine Veränderung in der Organisation der Unternehmensgruppe rund um Norbert Sommer-Stumpenhorst gegeben.

Beim Auswertungsverfahren der Marburger Studie bearbeitete Sommer-Stumpenhorst  rechtschreibwerkstatt-spezifische Aufgabenstellungen.

Theiling, Uta 

Dipl. Psychologin mit eigener Praxis in Saarbrücken/von 2001 bis 2002 Schulpsychologin im Staatlichen Schulamt Fritzlar/Hessen (Vertretungsstelle)

Besondere Interessen: Schwarzes Theater mit Kindern und Jugendlichen, Verhaltensbeobachtung in der Diagnostik/ Entspannungsverfahren in der Gruppe: Phantasiereisen

 

Sie schreibt als Co-Autorin unter dem Namen 'Uta Hengst': 

Dieter Krowatschek, Gita Krowatschek, Uta Hengst: Das ADS-Trainingsbuch. Methoden, Strategien und Materialien für den Einsatz in der Schule. 

Dieter Krowatschek, Uta Hengst: Mit dem Zauberteppich unterwegs. Entspannung in Schule, Gruppe und Therapie für Kinder und Jugendliche

Dieter Krowatschek & Uta Hengst: Schokolade für die Seele. Tröstliche Geschichten für Eltern und Lehrkräfte von ADHS-Kindern. 

Dieter Krowatschek, Uta Hengst, Dietrich Leiterer: Schwarzes Theater leicht gemacht

 Ziegler, Andreas

Prof. Dr. Andreas Ziegler (Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Universität zu Lübeck), er war bei der Marburger Studie, Zwischenbericht Teil I für die Jahre  2002-2004 (herausgegeben 2005), verantwortlich für die Bearbeitung statistischer Aufgaben

 

 

 

2.

 

Rückblick auf die Anfänge der Marburger Studie

 

Wissenschaft in der Grauzone

 

 

Sattsam bekannt ist, dass in Deutschland die empirische Forschungskompetenz in allen Bereichen der Erziehungswissenschaft stark unterentwickelt ist. Bei unabhängigen Erziehungswissenschaftlern gibt es darüber hinaus allerdings auch keinen Zweifel daran, dass Schulversuche inzwischen keine Erkenntnisinstrumente der Wissenschaft mehr sind, sondern als "weisungsabhängige Auftragsforschung"  der Durchsetzung bildungspolischer Zielvorstellungen dienen. (Prof. Dr. Peter J. Brenner: Schule in Deutschland - ein Zwischenzeugnis, Stuttgart 2006) Prof. Dr. J. Brenner von der Universität Köln beklagt, dass sich in den letzten Jahren in Deutschland eine "weiche Evaluationskultur" entwickelt habe, "für die die strengen Regeln epistemischer Rationalität nicht oder nur einschränkend geltend gemacht werden." Es mag auch Resignation darin mitschwingen, wenn er fortfährt: "Deshalb haben Schulversuche gegenüber traditionellen Formen des Experiments in der Wissenschaft einen unschätzbaren Vorteil: Sie gelingen immer." Brenner erklärt auch, warum das nicht anders sein kann: "Denn die Initiatoren von Schulversuchen setzten sich die Ziele ebenso wie die Regeln selbst; ... ." In der Tat sind von daher Schulversuche - wenn überhaupt - in nur eingeschränktem Maße aussagekräftig. Brenner: "Meist handelt es sich um nichts anderes als um 'subjektive Erfolgsprotokolle der Anwender' - Erlebnisberichte also." (ebd.)Was für die Schulversuche gilt, lässt sich heute auch auf viele Studien/Untersuchungen übertragen: Sie sind beklagenswert oft nicht viel mehr als - zuweilen kostspielige - interessengeleitete Veranstaltungen, die schon in ihrer Forschungshypothese zielorientiert definiert und auch so konstruiert sind, dass sich anschließend an Hand der Ergebnisse die der Studie/Untersuchung zugrunde liegenden Thesen und Glaubenssätze mühelos bestätigen lassen. So war im Forum der Rechtschreibwerkstatt von Sommer-Stumpenhorst  am 24.09.2002 ein Forumsbeitrag von Regine Hoefer zu lesen:  

 

24.09.2002 22:09:25

 

Liebe Lehrerinnen und Lehrer!


Im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung  (Dissertation an der Universität Dortmund)
möchte ich die Wirksamkeit des Rechtschreiblernkonzepts belegen. Die Untersuchung findet in Verbindung mit meiner Arbeit in einem Forschungsprojekt statt, indem u.a. längsschnittlich die Entwicklung von Lern- und Leistungsmotivation von Grundschulkindern erfasst und untersucht wird.
Als Dipl. Psychologin erachte ich dieses Konzept nicht nur für den Kompetenzerwerb in der Rechtschreibung, sondern auch z.B. im Hinblick auf die Förderung einer stärkeren Lernmotivation, realistischeren Selbsteinschätzung und stärkeren Zielbindung für sehr wirksam.
Um die Wirksamkeit des Rechtschreiblernkonzepts zu belegen, suche ich hiermit Lehrerinnen und Lehrer, die mit Ihren Schülern an einer entsprechenden Studie teilnehmen möchten. 

.....

Im Rahmen dieser Studie wird mindestens zweimal z.B. die Leistung der Schüler gemessen und auch besonders der Bereich der Lernmotivation erfaßt. Dies geschieht im Vergleich zu Schulklassen, die nach herkömmlichen Methoden Rechtschreibunterricht erhalten.
Bitte nehmen Sie Kontakt zu mir auf, ich stehe gerne für weitere Fragen zur Verfügung.


Regine Höfer

(Die farbigen Markierungen erfolgten durch den Autor dieses Elternbriefs.)

 

 

Um sicherzustellen, dass eine Studie mit der Forschungshypothese ' Das Konzept Sommer-Stumpenhorst ist wirksam' tatsächlich gelingt, bedarf es dann lediglich noch eines angepassten Untersuchungsdesigns. Forschung heute - in Deutschland! Die 'Stiftung Warentest' würde sich wohl kaum erdreisten, die Untersuchung eines Produkts, beispielsweise des Color-Waschmittels COLOR ULTIMATIV der Herstellerfirma ABC,  in solcher Manier  anzukündigen: Fast sollte man allen Kindern und Eltern (und Lehrerinnen) wünschen, dass das Testinstitut  'Stiftung Warentest' sich auch die Überprüfung von Lehr- und Lernmitteln angelegen sein ließe. Auf die Anfrage der Regine Hoefer im Forum der Rechtschreibwerkstatt von Sommer-Stumpenhorst hin bewarb sich seinerzeit übrigens auch Sommer-Stumpenhorsts Mitarbeiter bei der Rechtschreibwerkstatt, der Diplompsychologe/Schulpsychologe Thomas Gödde: Er bot sich als wissenschaftlicher Begleiter der Studie an. 

 

Auch Anne  Krämer und Wolfgang Deimel zeigten sich seinerzeit an den geplanten Untersuchungen der Regine Hoefer interessiert:  
Im Forum der Rechtschreibwerkstatt von Sommer-Stumpenhorst äußern sich beide zu den
ähnlichen/gleichen Zielen der Hoefer-Untersuchung und der Marburger Studie: 

 

Anne Krämer:

 

24.09.2002 23:47:57

 

Liebe Frau Regine Höfer,

es wird Sie sicherlich interessieren, dass bereits ein Modellversuch, der die Wirksamkeit des Konzepts der Rechtschreibwerkstatt in der Grundschule / Sekundarstufe untersucht, läuft. Für die wissenschaftliche Evaluation konnten wir die Uni Marburg gewinnen.
Ich möchte Ihnen gerne nähere Auskünfte zu unserem Projekt geben, da hier offensichtlich ähnliche / gleiche Ziele vorliegen.

 

....  

 

Mit freundlichen Grüßen
Anne Krämer

 

(Die farbigen Markierungen erfolgten durch den Autor dieses Elternbriefs.)

 

Wolfgang Deimel:

 

08.10.2002 12:02:53

 

Hallo-

wie Frau Krämer schon dargestellt hat: die Ziele scheinen mir sehr ähnlich zu sein zu unserem Projekt, mit leicht anderem Schwerpunkt. Möglicherweise könnte man einige Synergie-Funken daraus schlagen.

.....


Gruß,
Wolfgang Deimel

(Die farbigen Markierungen erfolgten durch den Autor dieses Elternbriefs.)

 

Resumée:


Ziel der Regine-Hoefer-Untersuchung  ist:  "Im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung  (Dissertation an der Universität Dortmund) möchte ich die Wirksamkeit des Rechtschreiblernkonzepts belegen." 
 

Die Sommer-Stumpenhorst-Moderatorin Anne Krämer zu den Zielen der Marburger Untersuchung: "Ich möchte Ihnen gerne nähere Auskünfte zu unserem Projekt geben, da hier offensichtlich ähnliche / gleiche Ziele vorliegen."

 

Das Mitglied des Evaluationsteams der Marburger Studie, Wolfgang Deimel,  zu den Zielen der Marburger Untersuchung: "wie Frau Krämer schon dargestellt hat: die Ziele scheinen mir sehr ähnlich zu sein zu unserem Projekt, mit leicht anderem Schwerpunkt."

   

Allerdings war es selbstverständlich nicht das offiziell genannte Ziel der Marburger Studie, die Wirksamkeit des Rechtschreiblernkonzepts zu belegen. Als Ziel wurde vielmehr immer wieder zitiert: 

 

"Das Hauptziel des Modellprojektes ist, durch verbesserten Unterricht im Schriftspracherwerb die Zahl von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben und Lesen so gering wie möglich zu halten." (Aus: Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM), Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung nach zwei Jahren, - Kurzfassung - Wolfgang Deimel, Andreas Ziegler, Gerd Schulte-Körne, 2005)

 

Ursprünglich sollte durch die Marburger Studie ebenfalls nur die Wirksamkeit einer Unterrichtsmethode, nämlich die der „Rechtschreibwerkstatt“ (RSW) von Sommer-Stumpenhorst untersucht werden. Aus der Entstehungsgeschichte der Studie und den späteren Vorwegbeiträgen ist tatsächlich unschwer zu erkennen, dass nur die Effektivität der „Rechtschreibwerkstatt“ nachgewiesen werden sollte. Erst Lehrer vor Ort setzten durch, dass - neben einer Kontrollgruppe - eine zweite Untersuchungsgruppe - mit dem Fibellehrgang „Lollipop“ -  in den Modellversuch aufgenommen wurde.   Vom Hessischen Kultusministerium war seinerzeit in Aussicht gestellt worden, die Resultate der auf zwei Jahre begrenzten Untersuchung (2002-2004) im Herbst 2004 vorzustellen. Auf einer eigens angesetzten Pressekonferenz am 06.Dezember 2004 erklärte indes ein Vertreter des Ministeriums, dass die Ergebnisse nicht bekannt gegeben werden dürften. Es war sicherlich nicht abwegig, wenn man damals die Gründe für diese Maulkorbsituation in dem signifikant schlechteren Abschneiden der Methode Sommer-Stumpenhorst suchte. Das Ergebnis überraschte nämlich auch dort umso mehr, als ganz offensichtlich ursprünglich die Studie mit der Zielsetzung gestartet worden war, die Überlegenheit der Rechtschreibwerkstatt empirisch zu untermauern. Überraschend brachte dann - vermutlich nach Indiskretionen - ein Bericht der Hessenrundschau am 17. Januar 2005 die ersten Teilresultate, zunächst noch in sehr allgemeiner Form, an die Öffentlichkeit. Das Erstaunen muss besonders auf Seiten der Sommer-Stumpenhorst-Anhänger recht groß gewesen sein, hatten sie doch in keiner Hinsicht mit so negativen Ergebnissen gerechnet. Ein ausführlicher Zwischenbericht seitens der Durchführenden der Untersuchung (Leiter des Evaluationsteams: Prof. Schulte-Körne, Universität Marburg) wurde schließlich Ende Oktober 2005 veröffentlicht.   Internet–Seiten der Initiatoren des Projekts aus dem Jahre 2002 kündigten damals an, dass die Ergebnisse der Untersuchung, deren Ende auf den Juli 2004 festgelegt war, bereits 2004 veröffentlicht werden sollten. Was erst später bekannt wurde: Irgendwer muss, kurz nachdem im engen Zirkel die Konturen der offenbar nicht erwartungsgemäß ausgefallenen Ergebnisse der Studie bekannt waren, Einfluss genug gehabt haben, die Studie - über  das eigentliche Ende hinaus - um  zwei weitere  Jahre zu verlängern, bis Juli 2006 also.  Dem Vernehmen nach gab es auch eine intensive Einflussnahme Sommer-Stumpenhorsts. Man erinnere sich: In dem "Modellprojekt Schriftsprach - Moderatoren" (MSM), welches im Auftrag des Hessischen Kultusministeriums durchgeführt wurde, sollte untersucht werden, wie der Anfangsunterricht im Lesen und Schreiben in den Klassen 1 und 2 verbessert werden könne: "Das Hauptziel des Modellprojektes ist, durch verbesserten Unterricht im Schriftspracherwerb die Zahl von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben und Lesen so gering wie möglich zu halten." (Aus: Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM), Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung nach zwei Jahren, - Kurzfassung - Wolfgang Deimel, Andreas Ziegler, Gerd Schulte-Körne, 2005) In dem oben genannten Internet – Auftritt fand sich auch dieses Postulat der Projekt – Initiatoren (aus dem Jahre 2002!): „Eine Veröffentlichung von Ergebnissen vor Ende des Projektes (ca. Mitte 2004) könnte den Projektverlauf beeinflussen. Falls sich z.B. ein Konzept als zwischenzeitlich unterlegen herausstellen sollte, so würde das höchstwahrscheinlich zu besonderen Anstrengungen in dieser Gruppe führen. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, keine Ergebnisse vor Projektende mitzuteilen.“    Genau dieser Fall trat dann allerdings  ein: Das Projekt galt durch die Verlängerung plötzlich als  ’nicht beendet’, dennoch wurden die Ergebnisse allgemein bekannt gemacht. Seit  Januar 2005 war also zu erwarten, dass nach Bekanntwerden der Unterlegenheit eines Konzepts dies „höchstwahrscheinlich zu besonderen Anstrengungen in dieser Gruppe (s.o.!)“ führen würde. Dadurch, dass sich für den weiteren Projektverlauf  besondere Stützungsmaßnahmen bei der Umsetzung des unterlegenen Konzepts  ganz sicher nicht wirksam ausschließen lassen, verlor zweifelsohne die Studie für den Phasenverlauf seit August 2004 an  Bedeutung.

 

 

Die hessische Abgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Patrizia Hinze,  sorgte sich im Juli 2005 um die Kinder, die durch den Unterricht nach Sommer-Stumpenhorst zu Schaden kommen, und fragte bei der Kultusministerin von Hessen an:   „Welche Konsequenzen hat das Kultusministerium aus dem Ergebnis für die Umsetzung im Unterricht gezogen (gemeint ist das Ergebnis der Marburger Studie, Anm. des Autors) ?“. Antwort der hessischen Kultusministerin: „Über Konsequenzen im Nachgang zu dem Modellprojekt kann erst entschieden werden, wenn endgültige Ergebnisse vorliegen. Was die derzeit am Modellprojekt teilnehmenden Schülerinnen und Schüler angeht, tragen alle Beteiligten dafür Sorge, dass diesen bis zum Ende ihrer Grundschulzeit - unabhängig von der verwendeten Methode - kein Nachteil entsteht.“  Diese Aussage  folgte allerdings einer atemberaubenden ministeriellen Logik:Die Ergebnisse wurden tatsächlich erst im Juli 2007 bekannt gemacht. Bis zum Ende ihrer Grundschulzeit im Juli 2006,  ein Jahr vor Bekanntmachung der Ergebnisse aus der Studie im Juli 2007  also, sollten aber bereits alle Schülerinnen und Schüler, für die bis nach Klasse 4 lt. Studie methodenverursachte Nachteile entstanden waren, derart mit ausgleichenden Fördermaßnahmen versorgt worden sein, dass ihnen Nachteile erspart blieben. Diese Antwort aus dem hessischen Kultusministerium lädt allerdings auch zu verwegenen Spekulationen geradezu ein. Es ist nicht bekannt, was aus den rechtschreibwachen Schülerinnen/Schülern geworden ist, denen methodenverursacht Nachteile entstanden sind. Als Folge der Fragwürdigkeiten um die Marburger Studie bestand aber schon in 2005 für viele kein Zweifel daran, dass sich die Ergebnisse der Studie für die nach der Methode Sommer-Stumpenhorst unterrichteten Kinder 'verbessern' würden. Für diese Prognose musste man nicht Prophet sein.  Im Übrigen trägt die Marburger Studie ihren Namen zu unrecht,  sie hätte zutreffender nach dem Auftraggeber, dem Staatlichen Schulamt für den Schwalm-Eder-Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg, benannt werden können.

 

 

 

3.

 

Wie Wissenschaft sich selbst diskreditiert 

 

 

Werden in Deutschland Haarshampoos, Waschmaschinen oder Babynahrung getestet, können wir in aller Regel voll auf die Ergebnisse der Untersuchungen vertrauen: Von den Gerichten gebe es sehr strenge Vorgaben, die die Wissenschaftlichkeit und die Objektivität der Test garantieren sollen, erklärte jüngst Prof. Dr. Volker Wolff, Experte für Verbraucherjournalismus an der Universität Mainz. Jedes Testinstitut, wie etwa auch der 'TÜV Süd', muss sich regelmäßig für seine Tests als geeignete Prüfstelle akkreditieren. Eine Akkreditierung darf erst nach sorgfältiger Überprüfung erfolgen, wenn sich nämlich herausgestellt hat, dass das testende Institut über die entsprechende Qualifikation verfügt. Prof. Dr. Volker Wolff: "Im Wesentlichen verlangen die Gerichte Nachvollziehbarkeit, Transparenz, die Offenlegung der Untersuchungsmethode sowie den Ausschluss persönlicher Verquickung. Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind, darf man ein Testergebnis veröffentlichen, alles andere ist freie Meinungsäußerung." (Kölner Stadt-Anzeiger/Magazin, Nr. 214, 14.09.2007) Eine wissenschaftliche Studie sollte ebenso den wissenschaftlichen Maßstäben der Validität, Reliabilität und Objektivität voll entsprechen könnnen - auch in Deutschland. Anfang 2003, die Marburger Studie war erst wenige Monate zuvor angelaufen, veröffentlichten Heinrich Falb*/Anne Krämer*/ Wolfgang Deimel*   im Internet mittels PDF-Datei ein Script unter dem Titel "Modell Schriftsprach-Moderatoren" (MSM) - zum Start eines Projektes zu Prävention und Abbau von Lernstörungen beim Schriftspracherwerb -", darin nachzulesen die Beschreibung des Konzepts "Rechtschreibwerkstatt" von Sommer-Stumpenhorst:

*Man erinnere sich: Der Dipl. Psychologe Heinrich Falb hatte seinerzeit die Studie initiiert und bis 2005 als Projektleiter geleitet (s. o.).  Dipl. Psychologe Wolfgang Deimel war zusammen mit HD Dr. Schulte-Körne Leiter des Evaluationsteams der Marburger Studie; die Lehrerin und Sommer-Stumpenhorst-Moderatorin Anne Krämer bearbeitete - wie Sommer Stumpenhorst selbst -  beim Auswertungsverfahren der Marburger Studie  rechtschreibwerkstattspezifische Aufgabenstellungen.

 

Zitat aus dem Falb-, Deimel-, Krämer-Bericht:

 

 

"3.1. Das Konzept 'Rechtschreibwerkstatt'   von Norbert Sommer-Stumpenhorst  

Das Konzept „Rechtschreibwerkstatt" von Sommer-Stumpenhorst basiert auf der wissenschaftlich, fundierten Theorie, dass Lernen generell, und speziell das schriftsprachliche Lernen, nicht als additives Anhäufen von Informationen im Gedächtnis zu verstehen ist. Vielmehr arbeitet das menschliche Gehirn unendlich ökonomischer, indem es auf der Basis bereits vorhandenen Wissens aus neuen Informationen stets das Gemeinsame, Regelhafte herausfiltert und daraus Konstruktionsprinzipien ableitet. Diese sind beim Schreibanfänger noch vorläufig und in stetiger Entwicklung begriffen. Daher spricht Sommer-Stumpenhorst mit Bedacht nicht von Fehlern, sondern von „Privatschreibungen", die sich bei einem ungestörten Lernprozess im Laufe des Schriftspracherwerbs immer mehr der Normschreibung annähern. Diese lernpsychologische Grundannahme hat gravierende Konsequenzen für den schulischen Vermittlungsprozess des Lesens und Schreibens. Die Abkehr von der in der Schulpraxis immer noch vorherrschenden Wortbild-Theorie, von der Fehlervermeidungsstrategie und von der gängigen Diktatpraxis seien nur als Stichworte genannt. Auch den neueren sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen wird das Konzept laut Sommer- Stumpenhorst gerecht: Er veranschaulicht die Rechtschreibung als ein bis in die Ausnahmeschreibungen nachvollziehbares Ordnungssystem, das sich nach denselben Entwicklungsstufen aufbaut, die sich auch bei der historischen Entwicklung der Schriftsprache, bei der individuellen Entwicklung des Sprechens und auch auf neuropsychologischer Ebene im Gehirn wieder finden lassen: Immer geht die Entwicklung von der Lautebene über die Wortebene zur Kontextebene voran. So schafft das Konzept Ordnung in den Köpfen der Lehrenden wie auch - dank des Veranschauungsmittels „Rechtschreibwerkstatt" - in den Köpfen der Lernenden: Das scheinbar komplexe und widersprüchliche Gebiet der Rechtschreibung wird zu einem überschaubaren, begehbaren Lernraum: Nur 12 Prinzipien, denen 12 Räume in der Rechtschreibwerkstatt entsprechen, hat der Schüler nacheinander zu verinnerlichen, wobei strikt darauf geachtet wird, dass die Entwicklungslogik der Schriftsprache und des Lernens eingehalten werden. Dies sind nach Sommer-Stumpenhorst die zentralen Bedingungen für ein Gelingen des Schriftspracherwerbs: 

 

Sind diese Bedingungen im Unterricht annähernd erfüllt, dann ist dies nach Sommer-Stumpenhorst eine gute Basis für das wachsende Interesse am Lerngegenstand, d. h. für die Entwicklung einer intrinsischen Lernmotivation der meisten Schüler. Das Lern- und Übungsmaterial, das diesem Konzept zur Umsetzung beigefügt ist, zeichnet sich durch hohe Variabilität bei gleichzeitiger Methodenkonstanz , d. h. bei sparsamem Methodenangebot aus."

 

Ende des Zitats

 

 

Ausschnitt aus der Einführungsseite der PDF-Datei

(In der Fußnote zu 'DGLS-Jahrbuch 2003 *' heißt es: *) Dieser Artikel erscheint in einer leicht veränderten Form im DGLS-Jahrbuch 2003, Erika Brinkmann, Norbert Kruse, Claudia Osburg (Hrsg.): Kinder Schreiben und lesen. Beobachten - Verstehen - Lehren, Freiburg 2003 (Fillibach), ISBN 3-931240-23-1.³)

 

Es ist ziemlich unverständlich, dass die Verfasser des Scripts, Falb, Deimel und Krämer, eine Beschreibung der 'Rechtschreibwerkstatt' abliefern,  die alle Züge einer vorauseilenden Eloge auf das Erfolgsmodell 'Sommer-Stumpenhorst' trägt und einen entsprechenden finalen Eindruck zu hinterlassen imstande ist. Es wäre vor allem zu erwarten gewesen, dass eine Beschreibung der 'Rechtschreibwerkstatt' ,wenn schon so viel Vorauslob sein musste, auch die fundierten Bedenken an diesem Konzept seitens der Wissenschaft, die es reichlich gibt, nicht außen vor gelassen hätte. Der Satz "So schafft das Konzept Ordnung in den Köpfen der Lehrenden wie auch - dank des Veranschauungsmittels „Rechtschreibwerkstatt" - in den Köpfen der Lernenden: Das scheinbar komplexe und widersprüchliche Gebiet der Rechtschreibung wird zu einem überschaubaren, begehbaren Lernraum:" zeigt beispielhaft was gemeint ist. Das ist nicht die Sprache der Beschreibung! Und auch dieser Satz würde, ohne verändert werden zu müssen, eher der Werbung dienlich sein können: "Das Lern- und Übungsmaterial, das diesem Konzept zur Umsetzung beigefügt ist, zeichnet sich durch hohe Variabilität bei gleichzeitiger Methodenkonstanz , d. h. bei sparsamem Methodenangebot aus." Eltern, die über ihre Kinder Einblick in die 'Rechtschreibwerkstatt' hatten, könnten zuverlässig beurteilen, wie es in Wirklichkeit  um die "hohe Variabilität" der Lern- und Übungsmaterialien bestellt ist.Falb, Deimel und Krämer, zwei Diplompsychologen und eine Lehrerin, allesamt wissenschaftlich ausgebildet, finden ganz offenbar auch nichts dabei, in ihrem Bericht drei der populärsten Sommer-Stumpenhorst-Thesen, mit deren Hilfe dieser auf seinem Werbefeldzug die vermeintlich wissenschaftlichen Fundamente seiner Methode zu belegen versucht, vorzutragen:     "Auch den neueren sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen wird das Konzept laut Sommer- Stumpenhorst gerecht: Er veranschaulicht die Rechtschreibung als ein bis in die Ausnahmeschreibungen nachvollziehbares Ordnungssystem, das sich nach denselben Entwicklungsstufen aufbaut, die sich auch bei der historischen Entwicklung der Schriftsprache, bei der individuellen Entwicklung des Sprechens und auch auf neuropsychologischer Ebene im Gehirn wieder finden lassen: Immer geht die Entwicklung von der Lautebene über die Wortebene zur Kontextebene voran."

 

Zur Wissenschaftlichkeit dieser drei Sommer-Stumpenhorst-Thesen 

 

  1. Das Rechtschreibkonzept Sommer- Stumpenhorsts veranschaulicht die Rechtschreibung als ein bis in die Ausnahmeschreibungen nachvollziehbares Ordnungssystem, das sich nach denselben Entwicklungsstufen aufbaut, die sich auch bei der historischen Entwicklung der Schriftsprache wiederfinden lassen: - als Entwicklung von der Lautebene über die Wortebene zur Kontextebene.

  2. Das Rechtschreibkonzept Sommer- Stumpenhorsts veranschaulicht die Rechtschreibung als ein bis in die Ausnahmeschreibungen nachvollziehbares Ordnungssystem, das sich nach denselben Entwicklungsstufen aufbaut, die sich auch bei der individuellen Entwicklung des Sprechens wiederfinden lassen: - als Entwicklung von der Lautebene über die Wortebene zur Kontextebene.

  3. Das Rechtschreibkonzept Sommer- Stumpenhorsts veranschaulicht die Rechtschreibung als ein bis in die Ausnahmeschreibungen nachvollziehbares Ordnungssystem, das sich nach denselben Entwicklungsstufen aufbaut, die sich  auch auf neuropsychologischer Ebene im Gehirn wiederfinden lassen: - als Entwicklung von der Lautebene über die Wortebene zur Kontextebene.

 

 
>>> siehe unter Erweiterung !
   

Es ist an sich nicht viel mehr als einfach nur bedenklich, wenn zwei Diplom-Psychologen und eine Lehrerin, die als Moderatorin für   Sommer-Stumpenhorst arbeitet, ein mehr als fragwürdiges und wissenschaftsfernes Schriftspracherwerbskonzept dennoch für empfehlenswert halten - und dies auch in einem gemeinsamen Script dergestalt öffentlich machen, dass sie in ihrem Bericht über das Modellprojekt  schon 3 Jahre vor Ende der Marburger Studie die Beschreibung der 'Rechtschreibwerkstatt' als Erfolgsmodell  zulassen. Bei der 'Stiftung Warentest' wie jedoch auch bei jedem anderen Testinstitut hätten sie danach dann allerdings nicht mehr damit rechnen können, in irgendeiner Funktion an einer Untersuchung mitwirken zu dürfen, bei der ausgerechnet dieses von ihnen hochgelobte Produkt 'Rechtschreibwerkstatt' zur Testung anstand. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass sie sich jeglicher - wie auch immer gearteter - Mitwirkung bei der Marburger Studie entzogen hätten: Heinrich Falb als Projektleiter der Marburger Studie, Krämer und Deimel als in das Auswertungsverfahren der Marburger Studie Involvierte, Deimel darüber hinaus als Mitglied des Evaluationsteams. Insbesondere wäre das natürlich von Sommer-Stumpenhorst, dem Erfinder und Produzenten der Rechtschreibwerkstatt, zu erwarten gewesen! Von Seiten des Lollipop-Konzepts übernahm übrigens niemand Aufgaben bei den diversen Auswertungsverfahren im Rahmen der Marburger Studie.

 

 

4.

 

 

Scientific Incorrectness

 

 

Der Abschluss der  sog. 'Marburger Studie' nach 4 Jahren

 

 

"Das MSM ist ein Schulversuch im Aufsichtsbereich des Staatlichen Schulamts für den Schwalm-Eder-Kreis und den Kreis Waldeck-Frankenberg. Er wird im Auftrag des hessischen Kultusministeriums durchgeführt. Mit der wissenschaftlichen Begleitung wurde Herr PD Dr. Gerd Schulte-Körne, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg beauftragt. Zur Bearbeitung statistischer Aufgaben wurde eine Kooperation mit Herrn Prof. Dr. Andreas Ziegler (Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie und Statistik, Universität zu Lübeck) vereinbart. Im staatlichen Schulamt in Fritzlar wurde ein Leitungsteam gebildet, um die Koordination des Projektes zu steuern." So hieß es in den Abschlussberichten bis 2004. In einem Poster der Universität Marburg  "Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM) - ein Modellprojekt zur Verbesserung des Schriftspracherwerbs" (Beschreibung der Marburger Studie/2003) wurde seinerzeit die Fragestellung der Studie formuliert:

In einem Zwischenbericht (2005) wurden die Ziele der Marburger Studie noch eindeutiger formuliert: 
"Das Hauptziel des Modellprojektes ist, durch verbesserten Unterricht im Schriftspracherwerb die Zahl von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben und Lesen so gering wie möglich zu halten." (Aus: Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM), Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung nach zwei Jahren, - Kurzfassung - Wolfgang Deimel, Andreas Ziegler, Gerd Schulte-Körne, 2005).Nach den schlechten Zwischenergebnissen für die 'Rechtschreibwerkstatt' in 2004 gab es dann einige Veränderungen bei der weiteren Durchführung der Marburger Studie:

 

Die Ergebnisse aus der sog. 'Marburger Studie' für die Jahre 2004 bis 2006 stammen also in Wirklichkeit aus zwei unterschiedlichen Untersuchungen:
  1. aus der tatsächlichen 'Marburger Studie'

  2. aus der Untersuchung des Schulamts Fritzlar

 

Die 'Marburger Studie' 

Die Studie des Schulamts Fritzlar

I. Wissenschaftliche Studie des Teams von Prof.  Dr.   Schulte-Körne von der Universität Marburg 

II. Untersuchung des Teams  des  Staatlichen Schulamts für den Schwalm-Eder-Kreis und den Landkreis Waldeck-Frankenberg

Ziel der wissenschaftlichen Untersuchung:

"Das Hauptziel des Modellprojektes ist, durch verbesserten Unterricht im Schriftspracherwerb die Zahl von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben und Lesen so gering wie möglich zu halten."

Die übrigen Projekt-Ergebnisse unterschiedlichster Zielsetzungen wurden ermittelt von: 

Schulte-Körne, Gerd ,  Prof. Dr., seit August 2006 Direktor der Klinik für Kin-der- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie - Ludwig-Maximi-lians-Universität München/war zusammen mit einem Team der Universität Marburg mit der wissenschaftlichen Begleitung eines Teils der 'Marburger Studie' betraut

Ziegler, Andreas,  Prof. Dr., (Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie und Statistik, Universität zu Lübeck), er war bei der 'Marburger Studie', Zwischenbericht Teil I für die Jahre  2002-2004 (herausgegeben 2005), verant-wortlich für die Bearbeitung statistischer Aufgaben

Mitwirkende lt. ausführlichem Abschlussbericht des Staatlichen Schulamts  für den Schwalm-Eder-Kreis und den Landkreis Waldeck-Frankenberg:

Falb , Heinrich, Dipl. Psychologe, Schulpsychologe, Schulpsycholo-gischer Dezernent im KM Hessen, seit Januar 2005 im Ruhestand// Mitglied des Leitungsteams der 'Marburger Studie' als Projektleiter (bis 2005)

Kühne, Peter, Dipl. Psychologe, Schulpsychologe (Staatliches Schulamt für den Schwalm-Eder Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg/Hessen)/Mitglied des Leitungsteams der 'Marburger Studie' als Projektleiter

Opper-Fiedler, Uta,  Schulfachliche Dezernentin im KM Hessen, Mitglied des Leitungsteams der 'Marburger Studie'

Grebe, Carmen, Dipl. Psychologin, Schulpsychologin (Staatliches Schulamt für den Schwalm-Eder Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg/Hessen), Mitglied des Leitungsteams der Marburger Studie

Theiling , Uta, Dipl. Psychologin mit eigener Praxis in Saarbrücken/von 2001 bis 2002 Schulpsychologin im Staatlichen Schulamt Fritzlar/Hessen (Vertretungsstelle)

Krämer, Anne, Lehrerin in Melsungen (Hessen), Tätigkeit als Modera-torin für Sommer-Stumpenhorst, nach Sommer-Stumpenhorst die eifrigste Mitarbeiterin im Forum der 'Rechtschreibwerkstatt' 

Sommer-Stumpenhorst, Norbert  Dipl. Psychologe, beamteter Schulpsy-chologe in Warendorf, Autor von Lehr- und Lernmitteln /die Unter-nehmensgruppe rund um die 'Rechtschreibwerkstatt' von Norbert Sommer-Stumpenhorst produziert und vertreibt die Lehr- und Lernmittel rund um die 'Rechtschreibwerkstatt'

Deimel , Wolfgang, Dipl. Psychologe , bis 2002 Tätigkeit an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Klinikums der Philipps-Universität Marburg/Hessen//Lt. Auskunft der Universität Marburg sind  sein Dienstort sowie sein Tätigkeitsbereich seit 2002, dem Jahr des Beginns der 'Marburger Studie',  unbekannt/er ist laut Theiling, Uta, Dipl. Psychologin, Verfasser des Deimel-Berichts.

 

 

Mit der bereits unter 3.) vorgebrachten Argumentation werden in diesem Artikel ausschließlich diejenigen Ergebnisse aus dem Teil der Studie referiert, die von Sommer-Stumpenhorst selbst als wissenschaftliche Untersuchung bezeichnet wird: Gemeint sind also die Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Studie des Teams von Prof.  Dr. Schulte-Körne von der Universität Marburg (ab 2007 Tätigkeit an der Universität München).Beklagt werden auch die Ungereimtheiten, Fragwürdigkeiten sowie die undurchsichtigen Schlussfolgerungen in dem mehrteiligen Abschlussbericht 'Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM)', der im Juni 2007 vom Staatlichen Schulamt für den Schwalm-Eder-Kreis und den Landkreis Waldeck-Frankenberg veröffentlicht wurde. 

Ein Beispiel aus dem Abschlussbericht/Anteil der rechtschreibschwachen Schüler/innen:

 

RSW=Gruppe 'Sommer-Stumpenhorst'   -  LP=Gruppe 'Lollipop' -  KG=Kontrollgruppe

RSW: 15,87% > aufgerundet 16%  -  LP: 9,8% > aufgerundet > 10%  -  KG: 13,33% > abgerundet > 13%  

 

In dem kommentierenden Textteil zu dieser Darstellung heißt es in dem Bericht des Staatlichen Schulamts:"... . Auch der Anteil Rechtschreibschwacher liegt mit aufgerundet 10% beim Erwartungswert (bezieht sich auf die Gruppe LP, Anm. des Autors). Die Lollipop-Klassen entsprechen somit genau den deutschlandweiten Normen des Tests. Im Vergleich dazu liegen die Werte der RSW-Gruppe etwas niedriger, bzw. der Anteil Rechtschreibschwacher ist mit 16% höher als der Erwartungswert. Noch etwas ungünstiger fallen die Werte der Kontrollgruppe aus. Im Vergleich zu den Zwischenergebnissen hat sich die RSW verbessert und weist nun günstigere Werte als die KG aus."

Scientific correctness?

 Diese Graphik verdeutlicht die Wirklichkeit:

Es gibt keinen Anlass, die Ergebnisse im Abschlussbericht des Staatlichen Schulamts für den Schwalm-Eder-Kreis und den Landkreis Waldeck-Frankenberg in Fritzlar noch weiterhin zu diskutieren. 

 

 

5.

 

 

Fazit: Auch nach vier Jahren ist der Anteil an rechtschreibschwachen Kindern 
in Sommer-Stumpenhorst-Klassen am größten.
Zu viele Kinder, die nach der Methode Sommer-Stumpenhorst das Schreiben und Lesen lernen, sind von vornherein benachteiligt. Dieses Ergebnis förderte erneut die Marburger Studie, von der auf dieser Homepage immer wieder berichtet wurde,  zutage. Die Marburger Studie fokussierte die Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben und Lesen:  "Das Hauptziel des Modellprojektes ist, durch verbesserten Unterricht im Schriftspracherwerb die Zahl von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben und Lesen so gering wie möglich zu halten." (Aus: Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM), Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung nach zwei Jahren, - Kurzfassung - Wolfgang Deimel, Andreas Ziegler, Gerd Schulte-Körne, 2005)  Anteile rechtschreibschwacher Kinder in den einzelnen Klassen nach 4 Jahren (in %): In der Gruppe LP fielen zwei Klassen wegen der Schwangerschaft der Deutsch-Lehrerinnen aus, in der Gruppe KG fielen zwei Klassen aus unbekannten Gründen aus, in der Gruppe SoStu wurde eine Gruppe von der Auswertung ausgeschlossen, weil im Deutschunterricht nicht mehr mit der 'Rechtschreibwerkstatt' weitergearbeitet wurde, warum auch immer.   LP=Gruppe Lollipop (Arbeit mit der Fibel Lollipop) KG=Kontrollgruppe (Arbeit mit beliebigen anderen Fibeln und Unterrichtsmaterialien)SoStu= Gruppe Sommer-Stumpenhorst (Arbeit mit d. Methode und d. Materialien der Methode Sommer-Stumpenhorst) Datenquelle für alle graphischen Darstellungen: Wolfgang Deimel/Gerd Schulte-Körne: Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM): Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung nach vier Jahren. Universität Marburg, Dezember 2006

 

 
Der festgelegte Erwartungswert für den Anteil rechtschreibschwacher Kinder liegt bei 10%. Die Testuntersuchungen wurden nach deutschlandweit geltenden Normen durchgeführt. Wörtlich heißt es in dem Abschlussbericht von Wolfgang Deimel/Gerd Schulte-Körne für die Gruppe Lollipop: "Insbesondere die Rate Rechtschreibschwacher ist im Vergleich zur Deutschland-Norm jetzt nicht mehr erniedrigt, sondern entspricht genau der Norm." (Graphik unten!) Das heißt auch: In der SoStu-Gruppe erfüllen regelmäßig alle Klassen diese Norm nicht. Diese Ergebnisse belegen, dass Elternbriefe-online seit Jahren zu Recht  vor der Arbeit mit der Rechtschreibstatt warnt. Mit der Methode Sommer-Stumpenhorst kann  das Hauptziel des Modellprojektes, "durch verbesserten Unterricht im Schriftspracherwerb die Zahl von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Rechtschreiben und Lesen so gering wie möglich zu halten",  nicht erreicht werden: Die Quote rechtschreibschwacher Kinder wächst sogar über den Erwartungswert von 10% hinaus. Ohne Zweifel kann Sommer-Stumpenhorst auch sein tausendfach verbreitetes Versprechen aus 2001, alle nach seiner Methode unterrichteten Kinder zu Lernergebnissen  führen zu können, die deutlich über den Anforderungen der Lehrpläne liegen, nicht einlösen.

 

 

Durchschnittlicher Anteil an rechtschreibschwachen Kindern in den verschiedenen Gruppen nach 4 Jahren  (in %)

 

 

 

 Anteile rechtschreibschwacher Kinder in den einzelnen Klassen (in %): 

 

 

 

 Anteile leseschwacher Kinder in den einzelnen Klassen (in %): 

 

 

 

Laut Studie sind im Durchschnitt ca. 16% der nach der Methode Sommer-Stumpenhorst unterrichteten Kinder nach vier Grundschuljahren rechtschreibschwache Schüler. Mathematiker neigen dazu, aus interessanten Zahlenangeboten auch interessante Hochrechnungen  zu entwickeln, wie auch diese: Würden alle der in Deutschland derzeit alljährlich um die 850.000 neu eingeschulten Kinder nach der Methode Sommer-Stumpenhorst unterrichtet,  hätten wir hierzulande Jahr für Jahr mit ca. 135.000 (= 16%) rechtschreibschwachen Kindern nach Klasse 4 zu rechnen: Das wären annähernd 60% mehr, als wenn die Kinder mit der Fibel Lollipop, etwa 30% mehr, als wenn sie mit beliebigen anderen Fibeln und Unterrichtsmaterialien unterrichtet worden wären. Ein Rechnung, die nachdenklich stimmt!

Man erinnere sich an die atemberaubende Maßlosigkeit, mit der Norbert Sommer-Stumpenhorst  in 2001 in seiner Schrift "Richtig Schreiben lernen von Anfang an" den deutschen Grundschullehrern/-lehrerinnen die frohe Botschaft von der Wirksamkeit seiner Methode "Rechtschreibwerkstatt" verkündete:
"Die Auswertungen der Lernstandskontrollen und die Arbeitsergebnisse zeigen, dass bei dieser Vorgehensweise alle Kinder einer Klasse zu Lernergebnissen kommen, die deutlich über den Anforderungen der Lehrpläne liegen." Insbesondere auch vor diesem Hintergrund bedeuten die jetzigen Ergebnisse - obschon es in den zahlreichen Untersuchungsbereichen auch einige Verbesserungen gab - eine desaströse Niederlage für die Methode Sommer-Stumpenhorst. Tausende von Grundschullehrern/-lehrerinnen haben über lange Zeit hinweg den Versprechungen des geschäftstüchtigen Schulpsychologen Glauben geschenkt. 

 

 

6.

 

Neue Erkenntnisse aus der 'Marburger Studie':

 

'Schulwechsel in der Grundschule' nach dem Unterricht mit 'Lesen durch Schreiben'  

 

 

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU)  nutzte das Sommerloch in diesem Jahr, sich für bundeseinheitliche Schulbücher auszusprechen. Das hatten zwar vor ihr immer wieder auch schon einmal andere Bildungspolitiker durchzusetzen versucht, ihre gewichtigen Argumente sind jedoch ganz offensichtlich bis heute wirkungslos geblieben. Das wird wohl auch jetzt nicht anders sein, obschon Schavan ja durchaus richtig erkannt hat, dass unsere föderalistische bildungspolitische Kirchturmpolitik "dem Standort D schadet, weil die Ausbildung des Nachwuchses darunter leidet" - erst recht in Zeiten erhöhter Mobilität. Sie begründete ihren Vorstoß unter anderem damit, dass Eltern bei einem Umzug in ein anderes Bundesland weniger Sorge haben müssten, dass ihre Kinder im Unterricht nicht mitkämen. Die Rhein-Zeitung warnte vor kurzem: "Es geht darum, dass die Bundesrepublik in einem immer dynamischeren Globalisierungs-Prozess den Vergleich gegen Finnland oder Südkorea besteht. Es geht darum, dass eine Familie bei einem Umzug innerhalb Deutschlands sich nicht auch noch Gedanken um die Lerninhalte ihrer Kinder machen muss." Wie nicht anders zu erwarten,  ließ der Verband VdS Bildungsmedien (die Interessenvertretung von Verlagen und Firmen, die Medien für Bildungszwecke herstellen), der die 84 Schulbuchverlage und Hersteller von Bildungsmedien in Deutschland vertritt, nicht lange mit einer Antwort auf sich warten und sprach sich entschieden gegen dieses Vorhaben aus: "Der VdS Bildungsmedien weist jedwede Gedankenspiele um ein "Einheitsschulbuch" für alle Schüler in Deutschland als politisch abwegig und aus pädagogisch-didaktischen Gründen auch nicht wünschenswert zurück. Schulbücher transportieren nicht einfach Inhalte, die in den Lehrplänen der Länder festgeschrieben sind, sondern sie vertreten unterschiedliche Lernwege und methodisch-didaktische Ansätze." Eine absurde Argumentation! Sicherlich können stoffliche Inhalte mit Fleiß ausgeglichen werden, wenn die auf den Markt geworfenen Lehr- und Lernmittel jedoch "unterschiedliche Lernwege und methodisch-didaktische Ansätze" vertreten, kann das gerade für Grundschulkinder besonders dann verhängnisvolle Auswirkungen haben, wenn sie die Schule wechseln müssen. Da die Bildungswirtschaft aber so vehement widerspricht, haben wir natürlich nichts anderes zu erwarten, als dass alles beim Alten bleibt.

Eltern, die aus ihrer Sicht argumentieren, bleiben ungehört. Zwei Beispiele (aus Forum 'Schule+Familie'/Auszüge):  
  1. S1: "Wir haben selbst innerhalb einer Schule unterschiedliche Schulbücher. Und innerhalb zweier Orte ist das nochmals ein Heidenchaos. Wir haben hier im Umkreis von 5 km ca. 4 Grundschulen und an diesen 4 Grundschulen gibt es allein schon 6 verschiedene Deutschbücher für eine Klasse. Und genauso sieht es mit Mathe aus. Da mag ich mir gar nicht vorstellen, was für ein Chaos herrscht, wenn man gar das Bundesland wechselt." 

  2. S2: "Auch in unserer Zeitung stand heute darüber ein Artikel.
    Ich würde einheitliche Schulbücher begrüßen. Aber bitte auch mit einheitlichen Lernkonzepten!
    Man kann nicht über das schlechte Abschneiden unserer Schüler bei dem PISA-Test schimpfen, wenn jede Schule ihre eigene Suppe kocht!
    Wir haben in unserem Ort zwei Grundschulen, beide Schulen haben völlig unterschiedliche Bücher. Wenn jemand mitten im Schuljahr innerhalb des Ortes umzieht und sich der Schulbezirk ändert, muss das Kind die Schule wechseln. Das heißt, alle Bücher müssen neu gekauft werden!"

"Aber bitte auch mit einheitlichen Lernkonzepten!" Mit dieser Forderung weist Schreiber S2 auf einen besonders wichtigen Aspekt hin,
Mit der Veröffentlichung der neuesten Ergebnisse der Marburger Studie (s. unten!) wurden Sachverhalte bekannt, die besonders dann von großer Bedeutung sind, wenn Grundschulkinder die Schule wechseln müssen. 

 

Was  die Kinder  der Lollipop-Klassen/der Sommer-Stumpenhorst-Klassen nach zwei 

Schuljahren können sollen:

 

 

 

  Lollipop-Klassen

         Sommer-Stumpenhorst-Klassen

 

Die Kinder sollen sicher sein in den grundlegenden Kategorien des lautorientierten Schreibens u. der Laut-Buchstaben-Zuordnung.  

Darüber hinaus haben alle Lollipop-Kinder (das gilt ähnlich auch für den Unterricht mit etlichen anderen Fibeln*) bereits  in erheblichem Umfang in weiteren Kategorien des Rechtschreibens  gelernt und geübt:

·         Sie erkennen in Wörtern schwierige Stellen ('Stolperstellen').

·         Sie erkennen Wortstrukturen (Buchstaben, Laute, Silben, Morpheme, Signalgruppen).

·         Sie kennen grundlegende Regeln/Regelungen (Groß- und Kleinschreibung, Schreibung nach langem/kurzem Selbstlaut).

·         Sie kennen die Wortarten, ihre Funktion und ihre Schreibweise.

·         Sie können durch Zusammensetzung und Ableitung Wörter bilden.

·         Sie können grammatisch korrekte Sätze bilden, sie können die Satzarten unterscheiden und die entsprechenden Satzzeichen setzen.

·         Sie können über Signalgruppen, Reimwörter und Wortstämme Rechtschreibprobleme lösen.

·         Sie praktizieren als Rechtschreibhilfe die 'Wortverlängerung' durch Mehrzahlbildung.

·         Sie können  die Prozedur 'Umlautableitungen'  durch Mehrzahlbildung'  adäquat/zielgerichtet einsetzen. (Nach Lollipop-Sprachbuch 2)

*  Das gilt nicht für das Erstlesebuch (Fibel) "Tinto"

Die Kinder sollen sicher sein in den grundlegenden Kategorien des lautorientierten Schreibens u. der Laut-Buchstaben-Zuordnung.

Konzeptbedingt gibt es Kinder, die bereits in weiteren 'RSW-Zimmern' arbeiten dürfen.   Gem. Abschlussbericht des Staatlichen Schulamtes für den Schwalm-Eder Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg  sind  allerdings 'Regelschreibungen'  bei der Rechtschreib- werkstatt am Ende der zweiten Klasse noch nicht behandelt worden.

Viele Kinder arbeiten aber gem. Konzept  Sommer-Stumpenhorst - oft bis weit in die 3. Klasse - ausschließlich in den grundlegenden Kategorien des lautorientierten Schreibens und der Laut-Buchstaben- Zuordnung .  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für Lollipop-Kinder heißt es spätestens ab Beginn der zweiten Klasse: „Achtung! Wir können uns auf das Ohr nicht verlassen.“ Dieser Merkspruch findet sich auch im Lollipop-Sprachbuch für die 2. Klasse (!) und weist die Kinder so auf die schwierigen Phonem-Graphem-Verhältnisse im Deutschen hin. Bei der Methode Sommer-Stumpenhorst gilt hingegen - oft bis in 3. Klasse - der verhängnisvolle Leitspruch: "Schreib, wie du sprichst!".

Anzunehmen wäre, dass Kinder,  die nach der Methode Sommer-Stumpenhorst  in den Kategorien des lautorientierten Schreibens und der Laut-Buchstaben-Zuordnung über mindestens zwei Jahre, in vielen Fällen noch länger gearbeitet haben, in diesem Lernbereich auch erheblich bessere Lernerfolge aufweisen als die Kinder der Lollipop-Klassen, die diese Lernbereiche unter vielen weiteren zu bewältigen hatten. Das ist jedoch nicht der Fall.

Im Abschlussbericht zur Marburger Studie (Wolfgang Deimel/Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne: Modell Schriftsprach-Moderatoren (MSM): Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung nach vier Jahren. Universität Marburg, Dezember 2006) heißt es dazu wörtlich: 

"Ende 2. Klasse: Wir finden, dass sich die Konzepte hinsichtlich der grundlegenden Kategorien des lautorientierten Schreibens und der Laut-Buchstaben-Zuordnung nicht unterscheiden. Die Klassen der Rechtschreibwerkstatt schneiden hier also etwa genau so gut ab wie die Lollipop-Klassen." Als Fazit noch einmal: Nach zwei Jahren Grundschulzeit schneidet die Testgruppe Sommer-Stumpenhorst  "hinsichtlich der grundlegenden Kategorien des lautorientierten Schreibens und der Laut-Buchstaben-Zuordnung" "etwa genau so gut ab wie die Lollipop-Klassen", die allerdings in den beiden ersten Klassen zusätzlich viel mehr gelernt haben.

Das liest sich dann in dem Abschlussbericht zur Marburger Studie wörtlich so:

"Der im Zwischenbericht dokumentierte sehr große Konzeptunterschied in der globalen Rechtschreibleistung erklärt sich dadurch, dass die übrigen Rechtschreibkategorien von den Lollipop-Klassen fast durchweg deutlich besser beherrscht werden als von den RSW-Klassen."

An anderer Stelle heißt es wörtlich: "Wir können aber festhalten, dass Lollipop deutlich früher als RSW ein gutes Schriftsprachniveau erreicht hat, was durch den sehr deutlichen Gruppenunterschied am Ende der zweiten Klasse dokumentiert wird."

Selbst im Abschlussbericht des Staatlichen Schulamtes für den Schwalm-Eder Kreis und den Landkreis Waldeck Frankenberg, das die Studie in Auftrag gab, muss eingeräumt werden: "Folglich müssen die zu diesem Zeitpunkt (Anmerkung des Autors: am Ende der 2. Klasse) sehr deutlichen Unterschiede auf der quantitativen Ebene der Wortfehler insbesondere durch sog. 'Regelfehler' zustande gekommen sein. Diese sind aber bei der Rechtschreibwerkstatt am Ende der zweiten Klasse noch nicht im Schwerpunkt behandelt worden." Das ist allerdings eine ziemlich verharmlosende Deutung: Zweifelsohne gibt es die sehr deutlichen Unterschiede auch auf der qualitativen Ebene, und zwar gerade dort.

So sah  in 2004 die Verteilung rechtschreibschwacher Kinder nach den Klassen 1 und 2 aus:

- Angaben in % -

Fazit:
Damit wären wir wieder bei Schreiber S2 (siehe oben!): "Ich würde einheitliche Schulbücher begrüßen. Aber bitte auch mit einheitlichen Lernkonzepten!" 

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird zunehmend mehr Mobilität und Flexibilität zur Anpassung an die Bedürfnisse der Wirtschaft abverlangt. Familiensoziologische Untersuchungen zeigen jedoch, dass ein hohes Maß an Mobilität negativen Einfluss auf Familien hat, insbesondere wenn es um die Realisierung des Kinderwunsches geht, aber auch, wenn es bereits Kinder gibt und infolge eines Wohnortwechsels ebenso ein Schulwechsel ansteht. Dann können u. U. die unterschiedlichen Schulbücher eine bedeutsame Rolle für das Fortkommen eines Kindes spielen, mit Sicherheit aber werden in den meisten Fällen die unterschiedlichen Lernkonzepte noch entscheidender sein.  
 
Nicht einmal die verschiedenen Konzepte innerhalb der Methode 'Lesen durch Schreiben' (Sommer-Stumpenhorst, Tinto, 'Lesen durch Schreiben' nach Reichen) sind untereinander kompatibel. Wechseln  jedoch z. B. nach einer 2. Klasse mit einer guten Fibel unterrichtete Kinder in eine Klasse, die nach Sommer-Stumpenhorst (oder nach Tinto bzw. Lesen durch Schreiben nach Reichen) unterrichtet wurde, dürfte es keinerlei Probleme geben: In der Regel  haben Fibelkinder einen erheblichen Kenntnisvorsprung (siehe oben!). Umgekehrt ist ein Wechsel allerdings höchst problematisch: Dann dürften aus vielen guten Sommer-Stumpenhorts-Schülern in der neuen Fibel-Klasse plötzlich schlechte Rechtschreiber  werden - so könnte es auch vielen Tinto- und Reichen-Kindern ergehen. Nach der Methode 'Lesen durch Schreiben' unterrichtete Kinder  dürften allerdings auch nicht in Klassen wechseln, in denen nach einem anderen Lesen durch Schreiben-Konzept unterrichtet wird.

Viele Eltern kennen ganz offenbar inzwischen diese Problematik, sie berichteten
Elternbriefe-online von Schulwechseln. Zwei Beispiele:
In beiden Fällen gab es dann aber keine größeren Probleme: Im ersten Fall schickten die Eltern das Kind in ein Nachhilfeinstitut, im zweiten Fall war die Mutter eine (Hauptschul)lehrerin. 

Eltern ist es auf keinen Fall zu empfehlen, dass sie zuerst selber einmal versuchen sollten, die bei ihren Kindern methodisch verursachten Defizite in eigener Regie zu beheben : Dazu bedarf es schon professioneller Hilfe, soll nicht alles noch viel schlimmer werden. Es ist nicht einfach, Kinder, die jahrelang ausschließlich nach der Maxime  "Schreib, wie du sprichst!" schreiben durften, zur tatsächlichen Rechtschreibung hinzuführen. Eltern ohne finanzielle Sorgen können ihrem Kind professionelle Hilfe ermöglichen, in anderen Fällen könnte  sich ein Schulwechsel verhängnisvoll auf die schulische Karriere eines Kindes auswirken (siehe dazu auch Elternbrief Nr. 13!). 

Voller Sorge warten Eltern darauf, dass sich die Kultusministerkonferenz endlich dieser Problematik annimmt. Es darf nicht sein, dass Kinder nach Methoden unterrichtet werden, 
Auch diese Frage sei gestattet: Wann endlich handeln Lehrer/-innen entsprechend verantwortlich?  

 

7.

 

Wissenschaft in der Knechtschaft wirtschaftlicher Interessen:

die Gießener Studie

 

 

 

 

Viele erinnern sich  sicherlich noch an die Fernsehwerbung für eine bestimmte Zahncreme, die regelmäßig mit strahlenden Gesichtern und dem Slogan „klinisch getestet“ ihre Krönung erreichte. Ein werbewirksamer Gag, der Vertrauen erwecken sollte! Mittlerweile sind solche Prädikate wie „klinisch getestet“  oder „durch eine Studie der Universität X bewiesen“  für alle möglichen Produkte heiß begehrt. Über den Aussagewert solcher Studien, in denen es um die angebliche Wirksamkeit oder Ungefährlichkeit von Medikamenten geht, gibt es heute nicht einmal mehr Diskussionen. Dass offensichtlich inzwischen  auch Unterrichtsmethoden zweifelhaften Studien unterzogen werden, ist indes neu: In diesem Fall handelt es sich um die Unterrichtsmethode  des Norbert Sommer-Stumpenhorst. In 2004, schon wenige Wochen nach dem regulären Ablauf der Marburger Studie (nach 2 Jahren), begann der Naturwissenschaftler Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Glowalla von der Universität Gießen mit der erneuten Untersuchung der  „Rechtschreibwerkstatt“. Besonderheit: Bei dieser Untersuchung (über 4 Jahre) wurden keine anderen – wie auch immer gearteten – Unterrichtsmaterialien bzw. Unterrichtsmethoden zum Vergleich hinzugezogen:
Professor Glowallas engster Mitarbeiter, der Diplompsychologe Sascha Görlich, der kurz nach dem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 09.07.2005 (s. unter 'Presseberichte!) von Sommer-Stumpenhorst zum Geschäftsführer der 'Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt-Beteiligungs-GmbH' berufen wurde, spielte in diesem Flechtwerk offenbar eine herausragende Rolle und hätte seinerzeit daher bei drei Dienstherren gleichzeitig auf der Gehaltsliste stehen müssen:  

 

 

Aus: Frankfurter Rundschau vom 09.07.2005

 

Land unterstützt zweifelhafte Lese-Studie

 

Gießener Professor testet Methode, Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen/ 

Verquickung mit den Geschäften der Ehefrau

 

VON PETER HANACK (FRANKFURT)


Das Ergebnis schien klar. Unter den Kindern, die mit der Fibel Lollipop das Lesen und Schreiben gelernt hatten, waren zum Ende der 2. Klasse nur fünf Prozent schwach in der Rechtschreibung. In den anderen Klassen, in denen die Methode "Rechtschreibwerkstatt" des Diplom-Psychologen Norbert Sommer-Stumpenhorst getestet wurde, lag die Quote der rechtschreibschwachen Kinder bei 23 Prozent - fast fünf mal so hoch. Trotz des eindeutigen Ergebnisses, das die Studie der Universität Marburg unter Leitung des renommierten Legasthenie-Experten Gerd Schulte-Körne brachte, lässt das hessische Kultusministerium die Rechtschreibwerkstatt weiterhin testen. An der Universität Gießen untersucht eine Arbeitsgruppe um Professor Ulrich Glowalla, wie gut sich Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten durch Sommer-Stumpenhorsts Methode verhindern lassen.

An der Objektivität jener, die die Gießener Studie erstellen, gibt es allerdings Zweifel. Professor Glowallas Ehefrau ist Geschäftsführerin der Lerndesign GmbH, die Material für die "Rechtschreibwerkstatt" herstellt und dieses über den Collishop von Diplom-Psychologe Norbert-Stumpenhorst im Internet vertreibt.

Ein an der Studie beteiligter wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Glowalla, Sascha G., arbeitet außerdem für die Lerndesign GmbH und das Internet-Forum der "Rechtschreibwerkstatt". Bereits zu Beginn der Studie zeigt sich Professor Glowalla von der hohen Qualität der "Rechtschreibwerkstatt" überzeugt: "Ein Kind, das das Programm durchgearbeitet hat, wird keine Probleme mehr bei der Rechtschreibung haben", wird er in einem Bericht des Gießener Anzeiger vom 7. September 2004 zitiert. In Gießen nehmen fast 100 Lehrer an 22 Schulen an dem Projekt teil, in Marburg waren es lediglich 15 Klassen.

Ministerium geht auf Distanz


Auf Nachfrage der FR geht das Kultusministerium auf Distanz. Die Untersuchung in Gießen erfolge nicht im Auftrag des Ministeriums, auch die personellen Verquickungen seien in Wiesbaden nicht bekannt. Fragen, wie das Ministerium diese Verquickungen einschätze und ob diese möglicherweise Einfluss auf die Ergebnisse der Studie haben könnten, beantwortet eine Sprecherin des Ministeriums mit dem Satz, eine solche Studie sei vom Ministerium nicht in Auftrag gegeben worden - obwohl auf der Internetseite der Universität Gießen das Ministerium als Auftraggeber benannt wird.


Professor Glowalla sagt in einem Telefongespräch mit der FR, es habe über die Untersuchung "direkte Gespräche" mit dem Kultusministerium gegeben. Projektnehmer sei das Staatliche Schulamt für den Landkreis Gießen und den Vogelsbergkreis. Zwischen Glowallas Forschungsgruppe und dem Staatlichen Schulamt gebe es darüber eine Kooperationsvereinbarung. Der Leiter dieses Schulamts, Heinz Kipp, verweigert jede Auskunft zum Thema und verweist auf das Kultusministerium.

Die Ergebnisse der Marburger Untersuchung, die Lollipop im Gegensatz zur Rechtschreibwerkstatt als bessere Methode identifiziert hat, sind bis heute nicht veröffentlicht und lediglich einem kleinen Kreis von unmittelbar Beteiligten bekannt. Aus dem Kultusministerium heißt es dazu, die Marburger Studie sei noch nicht abgeschlossen, der Aussagewert der bisherigen Ergebnisse für eine Veröffentlichung zu gering. Erste Trends, heißt es, ließen erkennen, dass Lollipop "zum jetzigen Zeitpunkt das zielführendere Konzept" darstelle.

Der Leiter der Marburger Forschergruppe, Gerd Schulte-Körne, hält die Zwischenergebnisse dagegen für eindeutig und durchaus belastbar. "Es ist unstrittig, dass die Rechtschreibwerkstatt nicht so effizient ist wie Lollipop", sagt er - obwohl Sommer-Stumpenhorsts "Rechtschreibwerkstatt" wesentlich materialintensiver und damit für die Schulen auch teurer als viele andere Methoden sei. Das solle, fordert er, auch "politische Folgen" haben.

Trotz mehrmaliger Anfrage gibt es von Seiten des Ministeriums und des Staatlichen Schulamts keine Auskunft darüber, wann und durch wen der Auftrag zur "Rechtschreibwerkstatt" an Glowallas Forschungsgruppe gegeben worden ist. Auch auf Fragen zu möglichen personellen Konsequenzen gibt es aus Wiesbaden und Gießen keine Antwort.

 

Sascha G. = Sascha Görlich

 

(In den Anlagen zu Elternbrief Nr. 2 finden sich weitere Details.)

 

Auch die Gießener Studie wird ganz sicherlich nicht dazu geeignet sein, in besonderem Maße Vertrauen in die Wissenschaft zu erzeugen: Wurden doch  schon vorab die beabsichtigten Ergebnisse öffentlich formuliert, wurde doch schon vorab die kommerzielle Ausrichtung ohne Umschweife eindrucksvoll vorgeführt! Die Besonderheiten bezüglich der Ausgangslage der Studie lassen tatsächlich erheblich daran zweifeln, ob der Verlauf der Studie und die Ergebnisse den wissenschaftlichen Ansprüchen Validität, Reliabilität und Objektivität genügen.  

Kurz nach dem Bericht der Frankfurter Rundschau berief Sommer-Stumpenhorst den
wissenschaftlichen Mitarbeiter  bei der ILSU-Studie zur Rechtschreibwerkstatt  (unter Prof. Glowalla, Universität Gießen), Görlich also,  zum Geschäftsführer der 'Graf Orthos  Rechtschreibwerkstatt-Beteiligungs-GmbH'. (Dazu Elternbrief  Nr. 2 und Anlagen zu Elternbrief Nr. 2)

 

8.

 

Neue Studie aus der Psychologie zur 'Methode Sommer-Stumpenhorst':

Auch sein Geschäftsführer Sascha Görlich ist wieder dabei

 

"Usability mit Erstklässlern: Warum Gebrauchstauglichkeitsuntersuchungen besonders bei Erstlernern wichtig sind"* lautete die Begründung für diese neue Studie aus dem Jahre 2007. Durchgeführt wurde die Untersuchung von dem Geschäftsführer der 'Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt-Beteiligungs-GmbH', dem Dipl. Psychologen Sascha Görlich, sowie von der Dipl.-Psychologin Gudrun Scholten-Theuerzeit.  

Bei der untersuchten Trainingssoftware „Graf Orthos Laut-Buchstaben-Sortiermaschine“ handelte es sich um das von der Lerndesign GmbH e-technisch aufbereitete Sommer-Stumpenhorst-Programm 'Laut-Sortierübungen mit Bildkarten'. 

Das konkret formulierte Anliegen war die "Evaluation einer Trainingssoftware zur Laut-Buchstaben-Zuordnung hinsichtlich Lernwirksamkeit, Akzeptanz und Bedienbarkeit."* Weiter heißt es in der Beschreibung der Untersuchung: "Die Software wurde im schulischen Kontext mit einer Experimental- und einer Kontrollgruppe ergänzend zum Schreib-Lese-Anfangsunterricht eingesetzt"*, gemeint sind insgesamt 4 (2+2) Grundschulklassen (Ambrosius-Grundschule in Ostbevern, Marienschule in Ahlen). Zeitraum der Datenerhebung: ein halbes Jahr (!) während des ersten Schulhalbjahres. 

Ausdrücklich bedanken sich der Dipl. Psychologe Sascha Görlich und die Dipl.-Psychologin Gudrun Scholten-Theuerzeit  in dem Untersuchungsbericht "ganz besonders" bei Prof. Dr. Ulrich Glowalla (Gießen) und bei der Lerndesign GmbH, deren Geschäftsführerin die Ehefrau Prof. Glowallas, die Dipl.-Psychologin Dr. Gudrun Glowalla ist:  Unschwer lassen sich die alten Connections aus der Gießener Studie zur Untersuchung sommer-stumpenhorstscher Produkte wiedererkennen:

Zur Zufriedenheit des Geschäftsführers Sascha Görlich, des Unternehmers und Schulpsychologen Sommer-Stumpenhorst sowie der Geschäftsführerin der Lerndesign GmbH, Gudrun Glowalla, fielen dann wohl auch die Ergebnisse dieser Untersuchung aus: "Die Ergebnisse zeigen eine leicht erhöhte Lernwirksamkeit der Software, prinzipiell ein hohes Ausmaß an Akzeptanz bei Lehrern und Schülern sowie eine gute Bedienbarkeit und die programmiertechnische Verbesserung während der Untersuchung."*

Zur Erinnerung: In Deutschland müssen Testinstitute, die z. B. Windeln oder Waschmittel auf ihre Tauglichkeit untersuchen, über entsprechende Qualifikationen verfügen. Prof. Dr. Volker Wolff (Experte für Verbraucherjournalismus an der Universität Mainz): "Im Wesentlichen verlangen die Gerichte Nachvollziehbarkeit, Transparenz, die Offenlegung der Untersuchungsmethode sowie den Ausschluss persönlicher Verquickung. Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind, darf man ein Testergebnis veröffentlichen, alles andere ist freie Meinungsäußerung." (Kölner Stadt-Anzeiger/Magazin, Nr. 214, 14.09.2007)  

*http://www.bildungsforschung.org/Archiv/2007-01/usability/

 

9.

 

Studie aus dem Sauerland zur Methode Sommer - Stumpenhorst:

Wie ein Schulpsychologe und Mitarbeiter bei Sommer - Stumpenhorsts 'Rechtschreibwerkstatt' bei Eltern und Lehrern für Unmut sorgt

 

 

(2006) Seit langem schon bemühte sich der Schulpsychologe Thomas Gödde von der regionalen  Schulberatungsstelle für den Hochsauerlandkreis um die Verbreitung der „Rechtschreibwerkstatt“ des Kollegen/Schulpsychologen Norbert Sommer-Stumpenhorst. Regelmäßig organisierte oder leitete Thomas Gödde  zu diesem Zweck in der sauerländischen Kleinstadt Meschede Einführungs- und Fortbildungsveranstaltungen. Darüber hinaus tritt er im Forum von Sommer-Stumpenhorsts „Rechtschreibwerkstatt“ unter dem Namen „Tommy43“  in wechselnden Rollen in Erscheinung,  z. B.:

 

Tommy43 als Berater im Forum der „Rechtschreibwerkstatt“

 

 

 

Tommy43 im Forum der Rechtschreibwerkstatt als Anbieter von Fortbildungsveranstaltungen für die Arbeit mit den Materialien der Unternehmensgruppe rund um Norbert Sommer-Stumpenhorst

 

 

 

Der Schulpsychologe Thomas Gödde als Mitarbeiter der  „Rechtschreibwerkstatt“

 

(Aufnahme vom 17.10.2006)

 

 

 

Den Anfang 2005 veröffentlichten Ergebnissen der nach strengen wissenschaftlichen Kriterien (Validität, Reliabilität und Objektivität) durchgeführten - ursprünglich auf zwei Jahre angelegten - Marburger Studie mochte auch Thomas Gödde in 2006 offenbar nicht länger trauen: Die Resultate für die nach der Methode Sommer-Stumpenhorst (Rechtschreibwerkstatt) unterrichteten Kinder waren niederschmetternd (Elternbrief  Nr. 1 und Anlage).  In einer ersten Stellungnahme zur Marburger Studie hatte Norbert Sommer-Stumpenhorst bereits am 29.11.2004 (Siehe Homepage „Rechtschreibwerkstatt“) den Wissenschaftlern (u. a. Prof. Schulte-Körne), die die Marburger Studie durchgeführt hatten, schwere Fehler und Versäumnisse vorgeworfen. Und so musste denn also alles auch so kommen, wie es jetzt kam: Gödde, um doch noch alles zum Guten zu wenden, führte nun auf eigene Faust selbst (!) - ohne jegliche Inanspruchnahme universitärer Wissenschaftler -  an insgesamt 2 (!) Schulen  (eine Klasse im Ruhrgebiet, eine Klasse im Rheinland)  eine eigene Untersuchung zur Wirksamkeit der Methode Sommer-Stumpenhorst  durch. Auf die Einbeziehung von Vergleichs- und Kontrollgruppen verzichtete Gödde (warum auch immer!). Im Gegensatz zu den Wissenschaftlern des  Evaluationsteams der Universität Marburg kam Gödde bei seiner eigenen Untersuchung zu herausragenden Ergebnissen für die „Methode Sommer-Stumpenhorst“. Über die Homepage der „Rechtschreibwerkstatt“ ist sein persönliches Fazit im Rahmen eines Plädoyers  für das „Konzept Sommer-Stumpenhorst“ nachzulesen. Der Chef der Unternehmensgruppe rund um die „Rechtschreibwerkstatt“, der Schulpsychologe Norbert Sommer-Stumpenhorst fand die emsigen Bemühungen seines Kollegen Thomas Gödde sicherlich begrüßenswert: Sie hätten seine Geschäfte beleben können! Oder doch nicht? Denn schon kurze Zeit später - und ausgerechnet auf der Bundeskonferenz für Schulpsychologie in Köln (September 2006) - bekamen Norbert Sommer-Stumpenhorst und Thomas Gödde in einem Vortag der Bonner Professorin  Dr. Una M. Röhr-Sendlmeier* Unerfreuliches zu hören: "Ansätze wie die ’Rechtschreibwerkstatt’, die ’biologisch fundierte Entwicklungsfolgen im Spracherwerb' (Sommer-Stumpenhorst & Hötzel 2001, 108) postuliert, gehen von den falschen Prämissen aus, denn die Beherrschung einer Schriftsprache ist kein Naturgut, sondern ein Wissen, das als Kulturtechnik sozial vermittelt wird". Die Professorin Röhr-Sendlmeier führte weiter aus:

"Für den Anfängerunterricht ist es wenig vorteilhaft, auf eine einführende, wohl strukturierte Vermittlung durch den Lehrer zu verzichten. Aufeinander aufbauendes Regelwissen erweist sich für den weiteren Lernverlauf als stabiler als das selbst gesteuerte Aneignen von Teilkomponenten dieses Wissens. Schüler lernen dauerhaft motivierter, wenn die Lerninhalte verständlich gegliedert sind. Selbst Fortgeschrittene profitieren von einem systematisch aufgebauten Unterricht durch fachkompetente Lehrer am meisten".

Für die Schulpsychologen Norbert Sommer-Stumpenhorst und Thomas Gödde dürfte dieser Befund der Bonner Professorin Röhr-Sendlmeier den Charakter einer Katastrophenmeldung aufweisen.
* Frau Prof. Dr. Una M. Röhr-Sendlmeier leitet die Abteilung für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie an der Universität Bonn. Sie ist Psychologin,    Erziehungswissenschaftlerin und Linguistin.

 

 

Man erinnere sich (s. oben!): An den Untersuchungen zur Wirksamkeit der Rechtschreibwerkstatt im Rahmen der Dissertation Regine Hoefers wäre seinerzeit Sommer-Stumpenhorsts Mitarbeiter bei der Rechtschreibwerkstatt, der Diplompsychologe Thomas Gödde, auch gerne dabei gewesen: Er bot sich als wissenschaftlicher Begleiter der Studie an. Ganz offenbar vergeblich!

 

Im Übrigen bleibt abzuwarten, wann denn auch die Mitarbeiter und Geschäftsführer der vielen anderen Lehr-/Lernmittelhersteller den Beispielen der Diplompsychologen/Schulpsychologen folgen und ebenso mit der  Hilfe eigener Untersuchungen ihrer Produkte ins Marktgeschehen eingreifen. 

 

Nachtrag: (Übernahme aus der Seite 'Nachrichten', Nr. 15)

 

 

Ein Lehrstück vom allgemeinen und speziellen Werteverfall

 

"... suche Studien, die positiv für die RSW sind"

 

 

'C.', Grundschullehrerin, wegen ihrer Kinder für einige Jahre nicht berufstätig, kehrte zum Schuljahrsbeginn 2008/09 in die Schule zurück und ist seitdem gehalten, nach der Methode Sommer-Stumpenhorst zu unterrichten. Sie hat aber auch ein weiteres Problem zu bewältigen, dass sie offenbar in erheblich größerem Ausmaß belastet. Arglos bittet sie daher am 08.12.2008 im Forum der „Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt GmbH & Co. KG“ unter der Überschrift "Brauche Argumentationshilfe ... suche Studien, die positiv für die RSW sind" um Rat : 

'C.' am 08.12.2008:

  "[.....] Nun habe ich in meiner Klasse auch einige kritische Eltern, die eher gar nicht überzeugt sind. Die finden, dass ihre älteren Kinder in den ersten beiden Schuljahren mit der herkömmliche Fibelmethode viel besser gelernt haben und sehr viel sicherer in der Rechtschreibung sind, als ihre jüngeren Kinder in meiner Klasse."

"[.....] Und genau deswegen bin ich hier zur Quelle gekommen ... und suche nun hier Fakten, die untermauern, dass die Methoden der RSW erfolgreich sind ... und warum genau sie erfolgreich sind.
Gibt es objektive, unabhängige, vergleichende Studien, die zu einem solchen Ergebnis kommen?
Ich wäre sehr dankbar, wenn ich hier ein paar Links zu solchen Studien bekommen könnte ..., um so gestärkt in die Elterndiskussion gehen zu können."

 

Am 10.12.2008 hieß es in der persönlichen Antwort des Norbert Sommer-Stumpenhorst u.a.*:

 

Am 12.12.2008 gab es allerdings einige kritische Nachfragen an Sommer-Stumpenhorst*:

Am 20.12.2008 bereits war das Diagramm  entfernt mit der Begründung*:

 

 

" Wegen eines unbeabsichtigten Fehlers in dem Diagramm wurde dieses vorübergehend entfernt."

* Screenshot von Sommer-Stumpenhorsts Forum der Rechtschreibwerkstatt 

** Diese Änderung in dem Screenshot wurde vom Verfasser des Berichts vorgenommen.

 

Die kritischen Einwände der Forum-Leser XXX & Co. waren nur allzu berechtigt. Diese das Diagramm begleitende Behauptung kann keinesfalls aus einer wissenschaftlich geführten Studie abgeleitet werden:

"Bei RSW-Klassen zeigen sich zu Beginn langsame, dann zum Ende der Grundschulzeit stark ansteigende Lernverläufe, die sich schließlich in der Sekundarstufe auf einem hohen Niveau stabilisieren. Diese Ergebnisse werden auch durch die Marburger Studie (Prof Schulte-Körne) und die Gießener Studie. (Prof. Glowalla) gestützt.

Auch die offensichtliche Vermutung der Kritiker ist richtig, dass es sich bei dem vorgestellten Diagramm um eine in jeder Hinsicht fehlerhafte Konstruktion handelt. Es gibt nicht eine universitäre Studie, die die Daten zu einem Diagramm mit den oben gezeigten Kurvenverläufen liefern könnte: Und es ist geradezu abwegig, per Kommentar einen Bezug zur Marburger Studie (Prof. Schulte-Körne) oder zur sog. Gießener Studie (Prof. Glowalla) herstellen zu wollen.

 

Die Marburger Studie

 

Die Marburger Studie dauerte  lediglich 4 Jahre (von 2002-2006). Keine der oben dargestellten Kurven lässt sich daraus ableiten. Im Gegensatz zum oben dargestellten Kurvenverlauf für die Fibelklasse mit differenziertem Anfangsunterricht 'unterlag' die Rechtschreibwerkstatt dem Unterricht mit der Fibel (für differenzierten Anfangsunterricht) 'Lollipop'. Keinesfalls wurde aber die Marburger Studie noch bis in die 5. oder 6. Klasse fortgesetzt, das heißt, dass für die Sekundarstufe keinerlei Ergebnisse für Lernverläufe vorliegen können. 

 

Die Gießener Studie  

 

Die Gießener Studie (ILSU/Glowalla) lief nur über 2 bzw. 3 Jahre, davon diente

Folglich konnte es  in keiner Klasse über 5 oder 6 Jahre hinweg einen kontinuierlichen und dabei zugleich - im Rahmen einer seriösen wissenschaftlichen Studie - einen beobachteten Einsatz der Materialien der Rechtschreibwerkstatt geben, der die oben gezeigten Kurvenverläufe rechtfertigen könnte: Der im Rahmen der sog. Gießener Studie 'wissenschaftlich' beobachtete kontinuierliche Einsatz der Materialien der Rechtschreibwerkstatt konnte pro Klasse  im Höchstfall lediglich 2 Jahre dauern .

Für an der 'Studie' beteiligte erste Klassen, die zum Beginn des Schuljahres 2004/2005 - dieser Zeitpunkt ist identisch mit dem Beginn der "Studie" - die 'wissenschaftlich' begleitete Arbeit mit der Rechtwerkstatt aufnahmen, endete somit diese 'wissenschaftliche Begleitung', also die zweijährige Projektphase 1, bereits mit dem Ende des Schuljahres  2006/2007.   

Wäre die 'wissenschaftliche Begleitung' dieser Klassen bei ihrer Arbeit mit der Rechtschreibwerkstatt seinerzeit über mindestens 3 Jahre, also bis in die Sekundarstufe, fortgesetzt worden, wäre Ende Januar 2009, also zum Ende des ersten Halbjahrs der 5. Klasse, gerade erst Zeitpunkt 5.1 (gem. Diagramm Sommer-Stumpenhorst) erreicht worden. Sommer-Stumpenhorst entwarf indes bereits  am 10.12.2008, das 5. Schuljahr war nicht einmal vier Monate alt, Leistungskurven für Rechtschreibwerkstatt und Fibeleinsatz bis zum Ende des gesamten Schuljahres 2008/2009 - die 'Gießener Studie' war jedoch bereits mit dem Ende des Schuljahres  2006/2007 beendet worden.

 

Wissenschaftlich abgesicherte Daten hätten sich danach aus der Gießener Studie ohnehin ab Schuljahresende 2005/2006 nicht mehr ableiten lassen. 

In Wirklichkeit war ILSU aber nicht einmal eine Studie. An die Durchführung einer wissenschaftlichen Studie  sind  besonders hohe  Bedingungen  geknüpft, die strikt einzuhalten sind:  ILSU  war ein Modellprojekt, für das als Ziel formuliert war ( http://www.iim.uni-giessen.de/projekte/ILSU/ ) :

„Ziel des Modellprojekts "Innovationen im Lese- und Schreibunterricht" (ILSU) ist der Aufbau eines regionalen Netzwerkes zur binnendifferenzierenden Förderung der Schriftsprachkompetenz von Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 1 bis 6.“ 

In einer kurzen Meldung veröffentlichte der Initiator der sog. Studie, das Staatliche Schulamt für den Landkreis Gießen und den Vogelsbergkreis, ein kurzes Fazit des Projekts (Internet, Screenshot, Stand 20.01.2009):

Ganz offenbar wollte (und konnte) sich das  Schulamt für den Landkreis Gießen und den Vogelsbergkreis auch nicht mit weiterführenden Daten ausführlicher  zum Ausgang dieser sog. Studie äußern und nennt als einziges Ergebnis:

"Durch das Modellprojekt entstand ein regionales Netzwerk zur binnendifferenzierenden Förderung der Schriftsprachkompetenz von Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 1 bis 6."

Daten und Ergebnisse als Grundlage für Kurven mit Aussagen zu kontinuierlichen Leistungsentwicklungen über 6 Jahre hinweg, wie Sommer-Stumpenhorst sie entwirft, konnte das Modellprojekt tatsächlich nicht liefern.

Lediglich einem dreiseitigen per Internet zu erreichenden 'Flyer' mit dem Titel «Modellprojekt „Innovationen im Lese und Schreibunterricht“ (ILSU)», auf den das Staatliche Schulamt für den Landkreis Gießen und den Vogelsbergkreis seit 2008 hinwies, war zu entnehmen, dass
 
  1. das Modellprojekt ILSU (Schuljahr 2004/2005 bis 2005/2006 bzw. 2006/ 2007) auch "die Evaluation der Rechtschreibleistung in insgesamt 23 Projektklassen, die mit dem binnendifferenzierenden Konzept der RSW unterrichtet wurden", vorsah

  2. Weiter hieß es: "Dies geschah im Vergleich zu 13 Kontrollklassen."

Screenshot 'Verweis auf den Flyer' vom 21.01.2009:


Ohne jeglichen Hinweis darauf, dass das Modellprojekt 'ILSU' den wissenschaftlichen Maßstäben der Validität, Reliabilität und Objektivität entsprechen konnte, gab es in dem oben näher bezeichneten Flyer - den Grundschulbereich betreffend - ein völlig wissenschaftsfernes und in suspekter Manier beschriebenes Fazit: 

"Vergleich zwischen Kontroll- und Projektgruppe:

Insgesamt ergibt sich innerhalb der drei Grundschulkohorten am Ende der Evaluationsphase* ein vergleichbares Rechtschreibniveau** beider Gruppen."

*Am "Ende der Evaluationsphase"? Am Ende des Projekts stand nach dem zweijährigen Einsatz des Konzepts (der Rechtschreibwerkstatt) und der Datenerhebung in den beiden Schuljahren 2004/2005 sowie 2005/2006 die einjährige Evaluationsphase (Projektphase 2 im Schuljahr 2006/2007), die ausschließlich der Analyse und der Erstellung des Berichts galt. In dieser Phase wurde das obige Ergebnis formuliert.**Ein "vergleichbares Rechtschreibniveau"?

Bei 'Wahrig'/Synonymwörterbuch (2002) finden wir unter 'vergleichbar'

= "> analog || > ähnlich".

Im Klartext heißt das Fazit also:

Vergleich zwischen Kontroll- und Projektgruppe:

Insgesamt ergibt sich innerhalb der drei Grundschulkohorten am Ende der Evaluationsphase* ein ähnliches Rechtschreibniveau** beider Gruppen.

* et **: Siehe oben!

Dieses Fazit setzt Sommer-Stumpenhorst  auf seine Weise um - wobei zu bedenken ist, dass der im Rahmen von ILSU 'wissenschaftlich' beobachtete kontinuierliche Einsatz der Materialien der Rechtschreibwerkstatt pro Klasse  im Höchstfall lediglich 2 Jahre dauern konnte -:

 Der Sommer-Stumpenhorst-Befund nach Klasse 4:

Unschlagbar: "zum Ende der Grundschulzeit stark ansteigende Lernverläufe" bei der RSW

 

Tatsächlicher ILSU-Befund:

f

Insgesamt ergibt sich innerhalb der drei Grundschulkohorten am  Ende  der  einjährigen  Evaluationsphase ein ähnliches Rechtschreibniveau beider Gruppen (Projektgruppe & Fibelklassen).

Als  zum Ende der Grundschulzeit weit überlegen stellt Sommer-Stumpenhorst  die Ergebnisse der Rechtschreibwerkstatt dar. Zu solchen Schlussfolgerungen konnte die Gießener Studie jedoch überhaupt nicht führen.

Insgesamt war die sog. Gießener Studie unzweifelhaft  gar nicht darauf angelegt, einen solchen wie von Sommer-Stumpenhorst vorgetragenen Beweis erbringen zu können: "Bei RSW-Klassen zeigen sich zu Beginn der Grundschulzeit langsame, dann zum Ende der Grundschulzeit stark ansteigende Lernverläufe, ... ".  Zur Erinnerung: Bei ILSU wurden die Lernverläufe pro Klasse lediglich über zwei Jahre 'gemessen', folglich konnten sich daraus für keine der Klassen 10 Messzeitpunkte ergeben - wie Sommer-Stumpenhorst sie in seinem Diagramm markiert hat.  Schließlich hieß das Ergebnis für ILSU  dann in Wirklichkeit: Insgesamt ergibt sich innerhalb der drei Grundschulkohorten am Ende der (einjährigen) Evaluationsphase ein ähnliches Rechtschreibniveau beider Gruppen (Projektgruppe & Kontrollgruppe).

 

Bereits in 2005 hatte diese sog. Glowalla- bzw. ILSU-Studie nach einem Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 09.07.2005 für erheblichen Wirbel in Hessen gesorgt:

Land unterstützt zweifelhafte Lese-Studie

Gießener Professor testet Methode, Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen / Verquickung mit den Geschäften der Ehefrau

VON PETER HANACK (FRANKFURT)

 

Das Ergebnis schien klar. Unter den Kindern, die mit der Fibel Lollipop das Lesen und Schreiben gelernt hatten, waren zum Ende der 2. Klasse nur fünf Prozent schwach in der Rechtschreibung. In den anderen Klassen, in denen die Methode "Rechtschreibwerkstatt" des Diplom-Psychologen Norbert Sommer-Stumpenhorst getestet wurde, lag die Quote der rechtschreibschwachen Kinder bei 23 Prozent - fast fünf mal so hoch. Trotz des eindeutigen Ergebnisses, das die Studie der Universität Marburg unter Leitung des renommierten Legasthenie-Experten Gerd Schulte-Körne brachte, lässt das hessische Kultusministerium die Rechtschreibwerkstatt weiterhin testen. An der Universität Gießen untersucht eine Arbeitsgruppe um Professor Ulrich Glowalla, wie gut sich Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten durch Sommer-Stumpenhorsts Methode verhindern lassen.

An der Objektivität jener, die die Gießener Studie erstellen, gibt es allerdings Zweifel. Professor Glowallas Ehefrau ist Geschäftsführerin der Lerndesign GmbH, die Material für die "Rechtschreibwerkstatt" herstellt und dieses über den Collishop von Diplom-Psychologe Norbert-Stumpenhorst im Internet vertreibt.

Ein an der Studie beteiligter wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Glowalla, Sascha G., arbeitet außerdem für die Lerndesign GmbH und das Internet-Forum der "Rechtschreibwerkstatt". Bereits zu Beginn der Studie zeigt sich Professor Glowalla von der hohen Qualität der "Rechtschreibwerkstatt" überzeugt: "Ein Kind, das das Programm durchgearbeitet hat, wird keine Probleme mehr bei der Rechtschreibung haben", wird er in einem Bericht des Gießener Anzeiger vom 7. September 2004 zitiert. In Gießen nehmen fast 100 Lehrer an 22 Schulen an dem Projekt teil, in Marburg waren es lediglich 15 Klassen.

Ministerium geht auf Distanz


Auf Nachfrage der FR geht das Kultusministerium auf Distanz. Die Untersuchung in Gießen erfolge nicht im Auftrag des Ministeriums, auch die personellen Verquickungen seien in Wiesbaden nicht bekannt. Fragen, wie das Ministerium diese Verquickungen einschätze und ob diese möglicherweise Einfluss auf die Ergebnisse der Studie haben könnten, beantwortet eine Sprecherin des Ministeriums mit dem Satz, eine solche Studie sei vom Ministerium nicht in Auftrag gegeben worden - obwohl auf der Internetseite der Universität Gießen das Ministerium als Auftraggeber benannt wird.


Professor Glowalla sagt in einem Telefongespräch mit der FR, es habe über die Untersuchung "direkte Gespräche" mit dem Kultusministerium gegeben. Projektnehmer sei das Staatliche Schulamt für den Landkreis Gießen und den Vogelsbergkreis. Zwischen Glowallas Forschungsgruppe und dem Staatlichen Schulamt gebe es darüber eine Kooperationsvereinbarung. Der Leiter dieses Schulamts, Heinz Kipp, verweigert jede Auskunft zum Thema und verweist auf das Kultusministerium.

Die Ergebnisse der Marburger Untersuchung, die Lollipop im Gegensatz zur Rechtschreibwerkstatt als bessere Methode identifiziert hat, sind bis heute nicht veröffentlicht und lediglich einem kleinen Kreis von unmittelbar Beteiligten bekannt. Aus dem Kultusministerium heißt es dazu, die Marburger Studie sei noch nicht abgeschlossen, der Aussagewert der bisherigen Ergebnisse für eine Veröffentlichung zu gering. Erste Trends, heißt es, ließen erkennen, dass Lollipop "zum jetzigen Zeitpunkt das zielführendere Konzept" darstelle.

Der Leiter der Marburger Forschergruppe, Gerd Schulte-Körne, hält die Zwischenergebnisse dagegen für eindeutig und durchaus belastbar. "Es ist unstrittig, dass die Rechtschreibwerkstatt nicht so effizient ist wie Lollipop", sagt er - obwohl Sommer-Stumpenhorsts "Rechtschreibwerkstatt" wesentlich materialintensiver und damit für die Schulen auch teurer als viele andere Methoden sei. Das solle, fordert er, auch "politische Folgen" haben.

Trotz mehrmaliger Anfrage gibt es von Seiten des Ministeriums und des Staatlichen Schulamts keine Auskunft darüber, wann und durch wen der Auftrag zur "Rechtschreibwerkstatt" an Glowallas Forschungsgruppe gegeben worden ist. Auch auf Fragen zu möglichen personellen Konsequenzen gibt es aus Wiesbaden und Gießen keine Antwort.

Inzwischen gestalten sie, Sommer-Stumpenhorst mit seiner Rechtschreibwerkstatt und die Lerndesign GmbH mit Prof. Glowallas Ehefrau, Dr. Gudrun Glowalla, als Geschäftsführerin, bedenkenlos ihren gemeinsamen Werbeauftritt* und dürfen froh darüber sein, dass der Dritte in ihrem Bunde, Dr. Ulrich Glowalla, als tüchtiger Professor die Wirksamkeit ihrer Produkte untersuchen wollte:

*Screenshot vom 21.01.2008

** Die rote Markierung in dem Screenshot wurde vom Verfasser des Berichts vorgenommen.


 

Norbert Sommer-Stumpenhorst gibt sich zufrieden: "Diese Ergebnisse werden auch durch ... die Gießener Studie. (Prof. Glowalla) gestützt."


Welcher Eingebung folgend und mit welcher Absicht der beamtete Schulpsychologe Sommer-Stumpenhorst das oben diskutierte Diagramm sowie den begleitenden Kommentar - sich dabei auf Prof. Schulte-Körne und Prof. Glowalla berufend - entwarf und schließlich auch noch veröffentlichte, mag kaum zu enträtseln sein. Vielleicht lieferte aber auch der Privatdozent für Romanistik und Linguistik Dr. A. XXX, Familienvater von drei Kindern, am 15.10.2008 in "www.elternforen.com" den richtigen Lösungsansatz. (Siehe Screenshot unten!) Dann könnte es sich um dasselbe Phänomen handeln, das Finanzfachleute für den Auslöser der Finanzkrise halten: "Gier frisst Hirn!".


Erinnern wir uns an das Anliegen der Fragestellerin: "Und genau deswegen bin ich hier zur Quelle gekommen... und suche nun hier Fakten, die untermauern, dass die Methoden der RSW erfolgreich sind... und warum genau sie erfolgreich sind. Gibt es objektive, unabhängige, vergleichende Studien, die zu einem solchen Ergebnis kommen?"

 

Weiterhin entfernt: das Diagramm mit dem "unbeabsichtigten Fehler" 

(Stand laut Screenshot vom 16.11.2009*):

*Screenshot von Sommer-Stumpenhorsts Forum der Rechtschreibwerkstatt

 

J. Günter Jansen

 

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